Gehör

Das Gehör, wie es nun in der jetzigen Menschheit eingerichtet ist, ist der den übersinnlichen Sinnen nächste Sinn. Wir stehen da hart an der Grenze der übersinnlichen Welt. [1] Innen (im Ohr) finden wir weiter drei halbkreisförmige, häutige Kanäle in den Richtungen der drei Dimensionen angeordnet. Auf den drei halbkreisförmigen Kanälen beruht der Orientierungssinn (Gleichgewichtssinn) des Menschen. Bei der Pflanze liegt das Richtungsorgan in der Wurzelspitze, beim Menschen im Kopf. Warum nun beim Menschen der Richtungssinn zusammenhängt mit dem Gehörsinn, hängt damit zusammen, daß der Gehörsinn derjenige Sinn ist, der den Menschen in ein höheres Reich erhebt. Die letzte Fähigkeit, die der Mensch errungen hat, ist die Fähigkeit des Sprechens. Das Sprechen hängt wiederum zusammen mit dem aufrechten Gang, der ohne den Richtungs- oder Gleichgewichtssinn nicht möglich wäre. Der Ton, den der Mensch durch das Sprechen hervorbringt, ist die aktive Ergänzung zu dem passiven Hören. Was bei der Pflanze bloßer Orientierungssinn ist, ist bei dem Menschen Gehörsinn geworden, der den alten Orientierungssinn in sich trägt in den drei halbkreisförmigen Kanälen, die sich nach den drei Raumesdimensionen richten. Bei dem Menschen reicht das Bewußtsein bis auf den physischen Plan herunter. Das Bewußtsein des Menschen hier hängt mit demselben Organ zusammen, mit dem die Pflanze in der Erde befestigt ist. Den Menschen lernen wir erst wahrhaftig kennen, wenn wir sehen, wie er die Sprache hervorbringt und in ihr das Wort «Ich» ausspricht. Dieses Ich wurzelt auf dem Mentalplan (siehe: Devachan). Ohne die Fähigkeit, das Wörtchen «Ich» zu sprechen, würden wir die Gestalt des Menschen auch für ein Tier halten können. (Das Ich der) Pflanze wurzelt im Mentalplan, und der Mensch wird gerade durch das Gehörorgan ein Bewohner des Mentalplanes. Daher verbinden wir das «Es denkt» (als Meditationsformel) mit der Sprache (dem Kehlkopf). Das Ohr ist eine höhere Ausbildung des Richtungssinnes. [2]

Zitate:

[1]  GA 150, Seite 39   (Ausgabe 1980, 146 Seiten)
[2]  GA 93a, Seite 32ff   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)

Quellen:

GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 150:  Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein. Das Einwirken der Toten in die Welt der Lebenden (1913)