Gehenlernen des Kindes und das vorirdische Leben

Wir sehen das Kind. Wir sehen es in seinem physischen Leibe vor uns. Es entwickelt sich. Es ist ja das Wunderbarste, was wir sehen können in der physischen Welt, diese Entwickelung des Kindes. Wir sehen, wie es zuerst kriecht, wie es sich in die Gleichgewichtslage gegenüber der Welt versetzt. Wir nehmen das Gehenlernen wahr. Es ist ungeheuer viel mit diesem Gehenlernen verknüpft. Es ist ein ganzes Sich-Hineinbegeben in die Gleichgewichtslage der Welt. Es ist ein wirkliches Sich-Hineinversetzen (in den) ganzen Kosmos in die drei Raumesrichtungen der Welt. Das ist ein irdisches anspruchsloses Abbild desjenigen, was der Mensch in langen Jahrhunderten durchgemacht hat, indem er als Geist unter Geistern lebte. Da bekommt man eine große Ehrfurcht vor der Welt, wenn man die Welt so betrachtet, daß man das Kind sieht, wie es zuerst ungeschickt mit den Gliedern in aller Welt herumfuchtelt, wie das nach und nach verständig wird. Ja, das ist die Nachwirkung der Bewegungen, die wir als Geistwesen unter Geistwesen durch Jahrhunderte ausgeführt haben. Es ist wirklich etwas Wunderbares, in den einzelnen Bewegungen des Kindes, in dem Aufsuchen der Gleichgewichtslage die irdischen Nachwirkungen der himmlischen Bewegungen, die rein geistig ausgeführt werden als Geist unter Geistern, wieder zu sehen. So geschieht es ja regelmäßig beim Kinde. Wenn es anders geschieht, ist es etwas abnorm. Es kann auch eintreten, aber eigentlich sollte das Kind zuerst gehen lernen, zuerst sich ins Gleichgewicht bringen lernen und dann sprechen. [1]

Zitate:

[1]  GA 226, Seite 42   (Ausgabe 1978, 140 Seiten)

Quellen:

GA 226:  Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung (1923)