Farben

Sie sehen Farben im Lichte, Spektralfarben, Sie haben astrale Beziehungen direkter Natur, es stellt sich nichts zwischen Sie und diese Farben; Sie sehen Körperfarben (gefärbte Körper), es stellt sich etwas zwischen Sie und Ihren Astralleib und durch dieses Etwas hindurch gehen Sie doch astrale Beziehungen zu den Körperfarben ein. [1]

Diese physische Welt ist ja nur scheinbar das, als was sie uns entgegentritt. Denn diese physische Welt würde uns nicht die Mannigfaltigkeit ihrer Farbennuancen, ihrer Wärmenuancen und alles desjenigen, was von allen Seiten der Weltumgebung auf den Menschen einfließt, so darbieten, wenn wir bei all dem, wie die Welt uns jetzt in diesem gegenwärtigen Zeitalter erscheint, nur an den physischen Inhalt denken und dabei eben übersehen würden, daß dasjenige, was uns physisch erscheint, eigentlich geistig ist. So möchte ich Ihnen solche Teile der inneren Seelensprache eines Initiierten geben, die er exoterisch nach außen nicht immer gebraucht, die aber eigentlich sein Mittel ist, um seine Vorstellungen, sein besonderes Miterleben der geistigen Welt innerlich zu formen. Da ist zum Beispiel dieses: Dämpfe den Blitz und du begreifst die Farbe. – Das ist Initiiertensprache. Was heißt das? Der Initiierte sieht den Blitz in seiner Erscheinung, er sieht dieses aus dem Weltall herauskommende Aufflammen, er betrachtet es als das Aufglimmen des Geistes innerhalb des Weltenraumes, und er denkt diesen Blitz abgedämpft und immer abgedämpfter, also immer milder und milder, und bekommt die Abdämpfung, die milde Ausgestaltung des Farbigen; der Blitz verbreitet sich gewissermaßen und wird zur farbigen Fläche. Das ist die Vorstellung eines Initiierten. Hinter diesem Teppich sieht der Initiierte die einfallenden Blitze. Die sind dahinter, und dasjenige, was man ab und zu als wirklichen Blitz sieht, bricht einfach durch diesen Sinnenteppich von rückwärts aus der geistigen Welt durch. In jeder Erscheinung des Blitzes ist ein Hereinstrahlen der geistigen Welt. Und schauen wir uns diesen Blitz an, wie er gemildert und gedämpft ist zum gleichmäßig Farbigen auf der Erde, so haben wir eben die Erde in ihrem Farbenkolorit vor uns. [2]

Was in der Welt als Farben erscheint, rührt von den Astralwesen her, die sich äußerlich durch die Farbe kundtun. Durch die Umwendung des Inneren nach außen geht die Wesenheit von dem höheren auf den niederen Plan herunter. Sie können das Folgende durch Meditation erreichen: Wenn Sie eine grüne Fläche, etwa ein Laubblatt, vor sich haben und jetzt aus sich herausgehen, um die Sache von der anderen Seite anzuschauen, dann würden Sie die astrale Wesenheit sehen, die hinter der grünen Farbe ist. Wie Sie aus Ihrem Inneren die Farben Ihrer Aura für den Hellseher erscheinen lassen, so ist die Farbendecke der Welt der Ausdruck für die kosmische Aura. Alles Farbige in der Welt ist eine umgewandte Aura. Könnten Sie Ihre Aura umwenden wie einen Rock, so würden Sie Ihre Aura auf der umgekehrten Seite ebenfalls physisch sichtbar sehen. [3]

Das lebendige Wesen lebt und webt im flutenden Farbensein und identifiziert sich mit diesem flutenden Farbensein. Das tut der Mensch auch unter der Schwelle seines Ich, nur in einem höheren Sinne (als die Tiere). [4] Sie leben nicht so mit Ihrer Subjektivität, daß der Äther draußen Schwingungen macht und die Wirkung derselben als Farbe zum Ausdruck kommt, sondern Sie schwimmen im Äther, sind eins mit ihm, und es ist nur ein anderer Vorgang, ob Sie eins werden mit dem Äther hier durch die Apparate (die farbige Schatten erzeugen) oder durch etwas, was sich in Ihrem Auge selber vollzieht (in den komplementärfarbigen Nachbildern). Es ist kein wirklicher, wesenhafter Unterschied zwischen dem durch die rote Verdunkelung (einer Lichtquelle) räumlich erzeugten grünen Bild und dem grünen Nachbild, das eben nur zeitlich erscheint; es ist ein – objektiv besehen – greifbarer Unterschied nicht; nur der, daß das eine Mal der Vorgang räumlich, das andere Mal der Vorgang zeitlich ist. Wir sind nicht außer den Dingen und projizieren erst die Erscheinungen in den Raum, wir sind durchaus mit unserer Wesenheit in den Dingen. Mit unserem gewöhnlichen körperlichen Wesen stecken wir nicht drinnen, sondern mit unserem ätherischen und dadurch mit unserem astralischen Wesen. [5]

Zitate:

[1]  GA 320, Seite 102   (Ausgabe 1987, 204 Seiten)
[2]  GA 346, Seite 244f   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)
[3]  GA 96, Seite 131   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[4]  GA 286, Seite 94   (Ausgabe 1982, 136 Seiten)
[5]  GA 320, Seite 122f   (Ausgabe 1987, 204 Seiten)

Quellen:

GA 96:  Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Christliche Esoterik im Lichte neuer Geist-Erkenntnis (1906/1907)
GA 286:  Wege zu einem neuen Baustil. «Und der Bau wird Mensch» (1914)
GA 320:  Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I. Erster naturwissenschaftlicher Kurs: Licht, Farbe, Ton – Masse, Elektrizität, Magnetismus (1919/1920)
GA 346:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken (1924)