Eros und Demeter

Daß die Persephone die wirkliche Tochter der Demeter war, das lehrt uns der Einblick in die Akasha-Chronik. Und ebenso wird sich ergeben, daß in jener Gestalt, die sogleich in der Neuschöpfung des Mysteriums von Eleusis auftritt, in Eros, in der Tat nach alter griechischer Empfindung dasjenige gegeben ist, wodurch die Kräfte der Demeter in der sich allmählich entwickelnden Menschheit zu dem geworden sind, was sie heute sind. [1]

Was macht den dichteren menschlichen Leib sozusagen frisch und gesund? So wie den alten menschlichen Leib in uralten Zeiten frisch und gesund gemacht hat die Demeter, so macht den neuen Leib frisch und gesund Eros, das heißt das, was in den Naturkräften durch Eros repräsentiert wird. Und wenn nicht Eros auf ihn wirkte, sondern wenn Demeter fortgewirkt hätte, würde nun dieser menschliche Leib durch das ganze Leben hindurch welk und runzelig sein. Die Demeterkräfte liegen nicht in den frischen, pausbackigen und rotwangigen Menschenleibern heute, sondern liegen dann im Menschenleib, wenn er die Eroskräfte in sich ausmerzt. Das tut er, wenn er älter wird, wenn er welk und runzelig wird. Denken Sie, dieser tiefe Zug ist im Mysterium von Eleusis vorhanden. Demeter erscheint nach dem Raub der Persephone entblößt der ursprünglichen Kräfte; sie ist verwandelt durch Hekate, verwandelt so, daß sie nur die Welkheit bewirkenden Kräfte trägt. Und mit dem Raub der Persephone sehen wir in der Tat das Zurückziehen der Demeter von der unmittelbaren menschlichen Leibesorganisation auch in dem geschichtlichen Werden der Menschheit sich vollziehen. Oh, diese alten Naturwunder, sie drücken sich in den alten Göttergestalten in herrlicher Weise aus. Und wenn mit dem Altern des Menschen sich Eros von ihm zurückzieht, dann beginnt wieder der Einfluß der Demeter auf die menschliche Leibesorganisation. Dann kann Demeter in gewisser Beziehung wiederum in die menschliche Leibesorganisation hinein, dann tritt das, was Repräsentant der fruchtenden Keuschheit ist, gegenüber der Erosorganisation in den Vordergrund. Und auf ein tiefes Mysterium, auf ein ganz gewaltiges Mysterium im Werden des Menschen werden wir hingewiesen, wenn wir das Altern des Menschen – die Umwandlung der Eroskräfte in die Demeterkräfte – in diesem Sinne verfolgen.

Wir müssen diesen treibenden, diesen impulsierenden Faktor, das, was da gewirkt hat zum Anderswerden der Hüllen, vorzugsweise im menschlichen Ätherleib suchen. [2] Wir müssen nun die eigentlichen Kräfte, die da wirksam sind, vor allen Dingen die Eros- und Demeterkräfte, in dem Ätherleibe suchen. Sie werden vom Ätherleibe hinaufgeschickt in den astralischen Leib und hinuntergeschickt in den physischen Leib, so daß der Ätherleib sowohl den Astralleib wie auch den physischen Leib beeinflußt. Den physischen Leib macht der Ätherleib in dieser Zeit vorzugsweise dichter, in sich konsolidierter, den astralischen Leib gestaltet er so um, daß er nicht mehr hellseherische Kräfte entwickelt, sondern nur die intellektualistischen Kräfte der Menschennatur. (Weiteres siehe: Hekate). [3]

Zitate:

[1]  GA 129, Seite 21   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[2]  GA 129, Seite 40f   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[3]  GA 129, Seite 41f   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)

Quellen:

GA 129:  Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen (1911)