Epiphyse

Auch im Großhirn finden sich Überbleibsel der Mondenzeit: die Zirbeldrüse (Epiphyse) und die Schleimdrüse (Hypophyse); sie waren auf dem Monde das, was heute im Menschen Lunge und Herz sind. [1] Aus der Lunge des alten Mondenmenschen ist die heutige Zirbeldrüse geworden, sein Herz tragen wir als Schleimdrüse ebenfalls heute im Gehirn. [2]

Sie wissen ja alle, daß beim Kinde nach der Geburt die Knochen hier oben am Kopfe sich nur langsam schließen. Da war in uralten Zeiten beim Menschen noch eine Verbindung mit der Außenwelt vorhanden. Hätte man damals sehen können wie heute, so hätte man an jener Stelle des Kopfes ein Organ hervorragen sehen können wie einen leuchtenden Körper, dessen Strahlen die menschliche Begrenzung durchdrangen und langsam in der Außenwelt verschwanden. Man würde etwas wie eine wundersame Laterne haben sehen können, was man nur mit Unrecht ein Auge nennt, denn ein Auge war jenes Organ nicht. Aber es war ein Empfindungs-, ein Wahrnehmungsorgan der Menschheit in jenen ur-uralten Zeiten, mit dem der Mensch noch frei und offen hinausschauen konnte in das, was wir die astralische Welt nennen, mit dem er nicht nur die Körper, sondern auch die Seelen hat sehen können und das, was in diesen Seelen um ihn herum gelebt hat. Zusammengeschrumpft zu der sogenannten Zirbeldrüse ist dieses Organ, das von der Decke des Kopfes jetzt bedeckt ist. [3]

Wenn Sie das Blut hellseherisch durch den menschlichen Leib pulsieren sehen, dann sehen Sie auch, wie dieses Blut sich gleichsam im Herzen wieder verdünnt, wie da das Blut wiederum in seinen feinsten physischen Teilen sich auflöst und in die Ätherform zurückgeht. Wie das Blut im Äther sich nach und nach gebildet hat, so haben wir jetzt auch schon wiederum im gegenwärtigen Menschenleib den umgekehrten Prozeß. Das Blut ätherisiert sich, und es strömen fortwährend vom Herzen Ätherströme aus, welche gegen den menschlichen Kopf hinströmen, so daß wir den Ätherleib zurückgebildet sehen auf dem Umweg des Blutes. Dasjenige also, was sich kristallisiert hat in der vorlemurischen Zeit aus dem Äther heraus zum menschlichen Blutsystem und dem Herzen, das sehen wir jetzt wiederum sich zurückätherisieren und heraufströmen im menschlichen Ätherleibe zu dem Kopfe. Und würde dieser Teil der menschlichen Ätherströmungen nicht fortwährend vom Herzen nach dem Kopfe strömen, so könnten wir noch so viel versuchen, über die Welt zu denken und von der Welt zu erkennen, wir würden nichts mit dem bloßen Instrumente unseres Gehirns denken können. Der Mensch würde nur das denken können, was sich auf seine eigenen leiblichen Bedürfnisse bezieht, würde, wenn er bloß auf sein physisches Gehirn angewiesen wäre, der denkbar größte Egoist sein. So aber wird unser Gehirn fortwährend durchströmt von jenen feinen substantiellen Ätherströmungen, die vom Herzen herauf fließen. Diese Ätherströmungen haben eine unmittelbare Verwandtschaft zu einem zarten, wichtigen Organ des Gehirns, zu der sogenannten Zirbeldrüse, Epiphyse. Sie umspülen und umsprühen fortwährend die Zirbeldrüse. Dadurch aber stehen diese Ätherbewegungen wiederum mit dem physischen Gehirn in Verbindung, prägen dem physischen Gehirn zu der egoistischen Erkenntnis dasjenige ein, was uns möglich macht, von der Außenwelt, von dem, was wir nicht selbst sind, etwas zu erkennen. [4]

Die Zirbeldrüse, die sich im Gehirn befindet die hat die Form eines kleinen Tannenzapfens (Zirbel=Zapfen). Sie ist das Relikt eines Organes, das beim Vormenschen von größter Wichtigkeit war, eines Wahrnehmungsorganes. Es war eine Art Außenhirn, das zugleich als Antenne für Auge und Ohr diente. Dieses Organ hat es beim Vormenschen in einer früheren Periode gegeben, zu einer Zeit, als die Erde noch halb flüssig, halb dampfförmig und mit dem Monde verbunden war. In diesem teils flüssigen, teils gasförmigen Element schwamm der Mensch wie ein Fisch und lenkte sich mit Hilfe jenes Organs. Seine Wahrnehmungen hatten einen hellseherischen, bildhaften Charakter. Die warmen Strömungen riefen in ihm einen Eindruck von hellem Rot und starken Wohlklang hervor. Die kalten Strömungen erweckten grüne und blaue Farben, silberglänzende und flüssige Klänge. Aber mit der Mineralisierung der Erde erschienen andere Wahrnehmungsorgane, und bei uns hat die Zirbeldrüse keinen ersichtlichen Zweck mehr. [5] Sie steht im Zusammenhang mit dem Lymphsystem. Beim Embryo findet man noch am Schädel eine Öffnung nach außen; das ist jetzt die weiche Stelle am Schädel des neugeborenen Kindes, die an die einstige menschliche Konstitution erinnert. [6] Früher öffnete sich die Epiphyse nach außen; es war sozusagen ein Kraftorgan, das seine Strahlen nach außen sendete. Und der Mensch bewegte sich mit einer Art Laterne, die eine gewisse Leuchtkraft entwickelte, durch das wäßrige Element. Diese Laterne befähigte den Menschen, Wärmeunterschiede zu haben; es war sozusagen das erste allgemeine Sinnesorgan, das sogar auf Entfernung wahrnehmen konnte. Dies Organ, das sich schloß, als die anderen Sinnesorgane sich zu öffnen begannen, war in gewissen alten Zeiten ein Befruchtungsorgan, so daß Sinnesempfänglichkeit und Befruchtung für eine gewisse Zeit zusammenfiel. Durch dieses Organ nahm der Mensch diejenigen Kräfte aus seiner Umgebung in sich auf, die ihn befähigten, seinesgleichen hervorzubringen. Und in einer bestimmten Zeit war es sogar so, und zwar als der Mond sich noch nicht von der Erde abgeschieden hatte, daß die Atmosphäre der Erde besonders fähig wurde, bei einer bestimmten Sonnenstellung diejenige Substanz abzugeben, welche dieses Organ zu besonderem Aufleuchten brachte. Es gab wirklich solche Zeiten – und gewisse Meertiere, die zu Zeiten eine Leuchtkraft entfalten, erinnern heute noch daran –, in denen eine allgemeine Befruchtung eintrat; Zeiten, in denen durch eine besondere Sonnenstellung der damals noch völlig ungeschlechtliche Mensch eine Befruchtung erfuhr, so daß er seinesgleichen hervorbringen konnte. Sinneswahrnehmung und Befruchtung, Ernährung und Atmung stehen in urferner Vergangenheit in innigem Zusammenhange. [7]

Die(se) Zirbeldrüse ist der Sinn für das Feste. [8] Das Sehorgan ist noch ganz auf der Stufe, daß es nur aufnehmen kann. Ein Organ wird nun auch das aktive Organ zum Auge werden. Das ist heute veranlagt in der Epiphyse, welches Organ den Bildern, die das Auge heute erzeugt, Wirklichkeit verleihen wird. Diese beiden Organe, Zirbeldrüse und Schleimkörper, Hypophyse, müssen sich als aktive Organe zum Sehorgan, Auge, und Wärmeorgan (Herz) hinzuentwickeln. Die Phantasie ist heute die Anlage zu dem späteren Schaffen. Jetzt hat der Mensch höchstens die Imagination. Später wird er magische Kraft haben. Das ist die Kriyashakti (Selbsthervorbringungskraft). Diese Kraft entwickelt sich in demselben Maße, in dem sich physisch die Zirbeldrüse entwickelt. [9] In der Zukuft wird der Mensch imstande sein, sein blaues (venöses) Blut durch die Lymphdrüsen, die dann eine sehr wichtige Rolle spielen werden, umzubilden, und sich damit, wie jetzt mit dem brauchbaren roten Blut, seinen Körper zu gestalten. Die Zirbeldrüse wird in der Zukunft ein innerlicher Apparat sein für den Prozeß der Umwandlung des verbrauchten Blutes in brauchbares Blut. [10] (Die beiden Äste, die bei der cassinischen Kurve in der Lemniskatenform eine einzige Kurve bilden) haben ein inneres organisches Korrelat. Die beiden Stücke verhalten sich zueinander wie Zirbeldrüse und Herz. Der eine Ast liegt im Kopf, der andere Ast liegt in der Brust. Nur ist das eine, die Zirbeldrüse, schwächer ausgebildet, das Herz stärker. [11]

Dem Ägypter zeigte sich (in den Mysterien), daß, welche Wesenheit auch immer sich verkörpern wollte auf der Erde, mußte die (der Zeit) entsprechende Menschengestalt annehmen. Osiris hat als Geist oft die Erde besucht und sich als Mensch verkörpert. Damals war die Menschengestalt so beschaffen, daß man noch jenen Leuchtkörper sah, jenen merkwürdigen Kopfschmuck, die Laterne des Osiris, die bildlich als das merkwürdige Polyphemauge bezeichnet worden ist. Das ist jenes Organ, jene Laterne, die erst außerhalb des Menschenleibes war, die dann zu einem inneren Organ im Gehirn sich umbildete. Alles in der ursprünglichen Kunst ist Symbol für tatsächliche Gestalten. [12]

Jedes Organ, das eine Vergangenheit hatte, wird auch eine Zukunft haben. Auch die Zirbeldrüse wird in der Zukunft wieder ein wichtiges Organ. Und diejenigen, die in den esoterischen Schulen sind, arbeiten jetzt schon an ihrer Ausbildung. Die Übungen, die wir erhalten, wirken nicht nur auf den Astral- und Ätherleib, sondern auch auf die Zirbeldrüse. Und wenn die Wirkung sehr eingreifend wird, so geht sie von der Zirbeldrüse aus in die Lymphgefäße und von da ins Blut. Aber nicht nur diejenigen, die jetzt okkulte Übungen machen, werden in Zukunft eine ausgebildete Zirbeldrüse haben, sondern alle Menschen. Und bei den Menschen, die die böse Rasse ausmachen werden, wird sie ein Organ für die schlimmsten und schrecklichsten Impulse sein und so groß sein, daß sie den größten Teil des Leibes ausmacht. Bei denjenigen aber, die ihre Zirbeldrüse in richtiger Weise ausbilden, wird sie ein sehr edles und vollkommenes Organ sein. 266/1231f

Zitate:

[1]  GA 266/3, Seite 326   (Ausgabe 0, 0 Seiten)
[2]  GA 266/3, Seite 331   (Ausgabe 0, 0 Seiten)
[3]  GA 101, Seite 47   (Ausgabe 1987, 288 Seiten)
[4]  GA 129, Seite 170f   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[5]  GA 94, Seite 31f   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[6]  GA 94, Seite 34   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[7]  GA 105, Seite 115f   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[8]  GA 93a, Seite 70   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[9]  GA 93a, Seite 48f   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[10]  GA 94, Seite 280   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[11]  GA 295, Seite 178   (Ausgabe 1984, 198 Seiten)
[12]  GA 106, Seite 92   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)

Quellen:

GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 101:  Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole (1907)
GA 105:  Welt, Erde und Mensch, deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur (1908)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien. im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 129:  Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen (1911)
GA 266/3:  Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band III (1913, 1914; 1920 – 1923) (1913-1923)
GA 295:  Erziehungskunst. Seminarbesprechungen und Lehrplanvorträge (1919)