Gedächtnis

Die Leiblichkeit würde alle Eindrücke immer wieder in Nichts zurücksinken lassen, wenn nicht, indem durch den Wahrnehmungsakt die gegenwärtige Vorstellung sich bildet, zugleich in dem Verhältnisse zwischen Außenwelt und Seele sich etwas abspielte, was in dem Menschen eine solche Folge hat, daß er später durch Vorgänge in sich wieder eine Vorstellung von dem haben kann, was früher von außen her gewirkt hat. Die durch die Erinnerung hervorgerufene Vorstellung ist eine neue und nicht die aufbewahrte alte. Erinnerung besteht darin, daß wieder vorgestellt werden kann, nicht, daß eine Vorstellung wieder aufleben kann. Die Seele prägt den Vorgang, durch welchen etwas Erinnerung wird, dem Leibe wie durch ein Zeichen ein; doch muß eben die Seele diese Einprägung machen und dann ihre eigene Einprägung wahrnehmen, wie sie etwas Äußeres wahrnimmt. [1]

Der Geist nimmt eine Umwandlung mit den Gedächtnisschätzen vor. Er überläßt, was zu Bildern der einzelnen Erlebnisse führen kann, seinem Schicksal und entnimmt ihm nur die Kraft zu einer Erhöhung seiner Fähigkeiten. [2] Wir müssen das Gedächtnis und alles, was wir in uns tragen, was wir aber nicht immer in unserem Bewußtsein wirklich gegenwärtig haben, sondern aus den verborgenen Tiefen des Seelenlebens heraufholen müssen, im Sinne der Geisteswissenschaft in einem unserem physischen Leibe zugrunde liegenden Ätherleibe suchen. [3] Das Gedächtnis kann sich nur ausbilden unter dem Einflusse unseres Erdenlebens und es gehört zu den Aufgaben unseres Erdenlebens, daß wir das Gedächtnis ausbilden. Erst dadurch, daß unserem Wesen eingegliedert worden ist der Erdenorganismus mit seinen Kräften aus dem mineralischen Reiche, kann sich das Gedächtnis entwickeln. In der geistigen Welt braucht man das Gedächtnis so, wie wir es im physischen Erdenleibe jetzt entwickeln, erst von der Erdenzeit an. Man hat es bis zur Erdenzeit aus dem Grunde nicht gebraucht, weil man zum Beispiel in der Kraft jenes traumhaften Hellsehens, welche dem Menschen eigen war in der alten Mondenzeit, etwas anderes hatte, was gewissermaßen die Stelle des heutigen Gedächtnisses vertreten konnte. Denken Sie sich einmal: Wenn jedesmal, da Sie etwas erleben, das Erlebnis aufgeschrieben würde irgendwo an einem Orte, der Ihnen zugänglich bleibt, das nächste Erlebnis wieder und so fort, so können Sie ja einfach immer den Blick werfen auf den Ort, wo das Erlebnis aufgeschrieben ist. Sie würden nach außen schauen können, weil das Erlebnis in der Außenwelt aufgeschrieben wäre. Und so ist es in der Tat für die Art des Erlebens, die der Mensch durchgemacht hat noch während der alten Mondenzeit. In einem gewissen feinätherischen Substantiellen wurde gewissermaßen eingraviert das, was durch jenes alte traumhafte Hellseherbewußtsein erlebt wurde. Wie man heute Gegenstände der Außenwelt erblickt, so sah man als Mondenmensch die eigenen Erlebnisse, die ihre Spuren zurückgelassen hatten. Dieser Zustand mußte aufhören aus dem Grunde, weil der Mensch individuell werden sollte. Das kann er aber nur, wenn das, was er in seiner Seele durchlebt, sein seelisches Eigentum bleibt, wenn es sich nicht unmittelbar eingraviert in die Weltensubstanz, sondern nur in seine eigene feine Ätherindividualität, in seine Äthersubstantialität. Solange der Mensch nun auf der Erde lebt, gerät sein Ätherleib immer, wenn er sein Bewußtsein im Wachzustande entwickelt, in Mitbewegung. Und diese Mitbewegung findet ihre Grenzen an der Form des physischen Leibes. Sie kann gewissermaßen nicht hinaus über die Hautgrenze. Und so bleibt während des ganzen Lebens zwischen Geburt und Tod die feine Äthersubstantialität, in der sich mitbewegen die Gedanken, die Vorstellungen, die Gefühls- und Willenserlebnisse, gewissermaßen zusammen-gerollt innerhalb des physischen Leibes. Und wenn der physische Leib im Tode abgelegt wird, dann rollt sich das Ganze auf und wird jetzt der Weltensubstantialität mitgeteilt, so daß wir jetzt nach dem Tode, beginnen zurückzuschauen auf das, was eingraviert worden ist in unsere Ätherindividualität (siehe: Lebenstableau). [4]

Was macht der physische Leib, wenn er durch die Erinnerungskraft arbeitet? Jedesmal, wenn der Mensch ein Erlebnis hat und dieses Erlebnis durch einen Gedanken in der Erinnerung aufbewahrt, dann wird in unserem Ätherleib ein Abdruck, gleichsam eine Art Klischee des Erlebnisses gebildet. Aber nicht so, daß dieser Abdruck etwa dieses Erlebnis fotografisch abbilden würde. Ebensowenig wie der Buchstabe einer Schrift mit dem Laute zu tun hat, ebensowenig hat diese Abbildung mit dem Erlebnis selbst zu tun. Der Abdruck ist nur ein Zeichen. Und dieses Zeichen ist merkwürdigerweise ähnlich der menschlichen Gestalt selber, und zwar, wenn sie von der menschlichen Gestalt die oberen Teile nehmen, den Kopf und höchstens noch etwas vom Oberleib und von den Händen nehmen, so haben Sie das, was jedesmal im Ätherleibe beobachtet werden kann, wenn sich der Mensch Erinnerungen bildet von einem Erlebnis. Denken Sie, an wieviele Dinge Sie sich im Leben erinnern! Ebensoviele tausend und abertausend solcher ätherischer Menschenabbilder haben Sie in sich. Wenn man einen Menschen okkult betrachtet, so findet man in ihm aber Tausende solcher Menschenbilder. Aber sie entstehen nicht nur im Ätherleib, sondern von jedem solchen Menschenbild entsteht auch ein feiner Abdruck im physischen Leib, und diese Abdrücke bleiben auch alle erhalten, insofern der Mensch Erinnerungen hat. Also aber Tausende solcher Homunkuli sind im Menschen vorhanden. Beim Traum ist es so, daß wohl der Homunkulus im ätherischen Leibe entsteht, daß er sich aber nicht abdrückt im physischen Leib. Schwach drückt er sich ab, manchmal gar nicht. Dann weiß der Mensch wohl, daß er geträumt hat, aber er kann sich nicht erinnern, was er geträumt hat. [5]

Die Stärke der Erinnerung hängt also ganz davon ab, wie stark der Eindruck ist, den der Homunkulus des Ätherleibes auf den physischen Leib macht. Dasjenige aber, was der Geistesforscher findet, was er erlebt in der geistigen Welt, das ist zunächst so geartet, daß es überhaupt keinen Eindruck auf den physischen Leib machen kann. Daher kann man für die Erlebnisse der Geistesforschung kein Gedächtnis haben. In dem Moment wo sie entstehen, vergehen sie auch. [6]

Nehmen wir den Fall: Wir treffen heute einen Menschen, den wir vor fünf Tagen zum erstenmal gesehen haben. Was geschieht da in uns, wenn wir uns auf diese Weise an einen Menschen und an die Begegnung mit ihm nach einiger Zeit erinnern? Während wir vor fünf Tagen dem Menschen begegnet sind, hat unser Ätherleib gewisse Bewegungen ausgeführt. Wir fassen jetzt den Lichtteil des Ätherleibes ins Auge. Selbstverständlich schwingen die anderen Glieder, der Wärmeteil, der chemische Teil, der Lebensteil mit, aber wir fassen heute den Lichtteil unseres Ätherleibes ins Auge. Ich will ihn deshalb zunächst sogar Lichtleib nennen. Die Gedanken, die der Mensch erregt, mit dem wir zusammengetroffen sind, geben sich in unserem Lichtleib als innere Lichtbewegungen kund. Wenn man diesen Menschen nach Tagen nun wieder sieht, so regt das neuerliche Sehen unsere Seele an, und diese Anregung bewirkt, daß der ätherische Leib rein aus seinem Beharrungsvermögen heraus diese Bewegungen wieder ausführt, die er vor fünf Tagen ausgeführt hat. Mit einem Stück seines Ich und seines Astralleibes ist man während des Wachzustandes immer im äußeren Lichtäther darin. Das Schlafen geschieht ja dadurch, daß sich auch das Stück vom astralischen Leib und Ich in den äußeren Äther zurückzieht, das beim Tagwachen im physischen und im Ätherleib drin ist. Vom äußeren Äther aus innere Ätherbewegungen wahrnehmen, vom äußeren Lichtäther die Bewegungen des inneren Lichtleibes wahrnehmen, das bedeutet sich erinnern. [7] Man sieht sie aber nicht als Lichtbewegungen, weil dieser Lichtätherleib im physischen Leib darinnensteckt. Dadurch schlagen die Bewegungen des Ätherleibes überall an den physischen Leib an. Und durch dieses Anschlagen verwandeln sich die Lichtbewegungen des Ätherleibes in die Erinnerungsvorstellungen. Wenn der physische Leib weg ist, dann wird der innere Lichtleib nicht mehr durch das Anschlagen an den physischen Leib zu solchen Vorstellungen angeregt, die nur im physischen Leib möglich sind. Daher sieht der Tote alles, was er erlebt hat und was der Ätherleib jetzt alles abschwingen läßt. Denn der Ätherleib hat fortwährend die Tendenz, alles dasjenige wiederum aus sich hervorzubringen, was er jemals in den Erlebnissen des physischen Leibes als Bewegungen ausgeführt hat. [8]

Warum geschieht das nicht im gewöhnlichen Leben? Warum nehmen wir da erst das Ergebnis des Anschlagens der Bewegungen des Ätherleibes an den physischen Leib wahr? – Das ist deshalb, weil Ahriman den physischen Leib so eng an das ganze Wesen des Menschen gekettet hat, daß der Ätherleib nicht leicht frei kommen kann. Dämonen halten fortwährend den Lichtleib des Menschen in Dunkelheit. Das ist die Einrichtung, die Ahriman mit dem physischen Leib und übrigens auch mit dem Ätherleib getroffen hat.

Ist es der Menschenseele möglich, aus Licht die Vorgänge im eigenen Lichtleib zu beobachten, so hat sich diese Seele frei gemacht von den ahrimanischen Kräften, die sonst die Vorgänge im Lichtleib verdunkeln. [9] Im alltäglichen Wachleben erlebt sich der Mensch nicht in seinem astralischen Leibe, ebensowenig wie er sich im Ätherleibe erlebt. Der Mensch erlebt sich in seinem Ich. Dieser astralische Leib ist nämlich im Grunde genommen unendlich viel weiser als der Ich-Mensch. Dieser astralische Leib kann die okkulte Schrift lesen. Man kann neben vielen anderen Vorstellungen, durch die man ein Verständnis des astralischen Leibes hervorrufen kann, auch die haben, daß er ein Leser der okkulten Schrift ist, und der ätherische Leib ist dagegen – wiederum unter mancherlei anderen Eigenschaften, die er hat – etwas wie eine Schrifttafel, in welche durch die Vorgänge der Welt fortwährend die okkulte Schrift eingetragen wird. Der ätherische Leib des Menschen ist in der Tat ein richtiger Abbildner des gesamten Kosmos. Es gibt nichts im Kosmos, was sich nicht im ätherischen Leibe des Menschen bildhaft imaginativ abdrückt und, wenn man den Ausdruck gebrauchen will, sich spiegelt. Und der astralische Menschenleib liest fortwährend das, was die Welt in den ätherischen Menschenleib einschreibt. Das geht in der Tat im Unterbewußtsein des Menschen vor sich. Wenn wir nun selbst in unserem bewußten, wachen Tagesleben einem Ereignis oder auch nur einem Gegenstande gegenübertreten, der auf uns einen Eindruck macht, dann bilden wir uns eine Vorstellung dieses Gegenstandes, dabei ist zunächst der astralische Leib beschäftigt. Er ist in einer vehementen Bewegung, während wir uns eine Vorstellung von einem Gegenstande bilden, oder uns die Vorstellung des Eindruckes eines äußeren Ereignisses bilden (siehe Einzelheiten dazu: Aura des Menschen); das schreibt sich auch ein in den Ätherleib des Menschen, bleibt im Ätherleibe des Menschen eingeschrieben. Geradeso, wie die Welt mit ihren Ereignissen fortwährend in unseren Ätherleib sich einschreibt, so schreiben wir auch dasjenige, was wir selbst erleben, seelisch in unseren ätherischen Leib ein. Darinnen bleibt es eingeschrieben, und wenn wir uns an etwas erinnern, so geschieht in der Tat ein komplizierter Vorgang: unser Astralleib liest dasjenige, was in unseren Ätherleib eingeschrieben worden ist, und das Ergebnis dieses Lesens ist das Heraufdringen einer Vorstellung, für die vielleicht zunächst die Erinnerung sogar fehlte. [10]

Nun so wäre das Gedächtnis zurückgeführt auf eine Art Lesen unseres Astralleibes im Ätherleibe. Und in der Tat, sobald wir dieses wissen, werden wir nicht mehr zu der einfältigen Vorstellung kommen, daß die Seele so ein Aufbewahrungsschrank ist für das, was wir erlebt haben, sondern einsehen: es sind in der Tat wenige Gewohnheiten in die der Astralleib sich immer wieder versetzt, wenn er etwas erlebt hat, und die er dann eindrückt in den Ätherleib. Wie unsere Schrift wenige Buchstaben hat, so hat unser astralischer Leib wenige, recht wenige Gewohnheiten. Und wie wir uns mit unseren Buchstaben, durch Gruppierungen in der Schrift, mitteilen die ganze unendliche Fülle dessen, was sich Menschen überhaupt zu sagen haben über sich und die Welt, so formt sich aus wenigen Gewohnheiten heraus, durch ihre Kombinationen, dasjenige, was das Gedächtnis aufbewahrt. Wenn wir wissen, daß es sich um ein Lesen handelt, dann werden wir nicht mehr glauben, daß jedes einzelne eingeschrieben werden muß, sondern es wird mit den wenigen Gewohnheiten das andere kombiniert, und das wird dann im Ätherleibe fixiert. Wenn wir die 12 Sternbilder des gesamten Tierkreises nehmen, so können wir sagen, daß in der Tat unser astralischer Leib in lebendiger Verknüpfung ist mit diesen 12 Sternbildern. Diese bedeuteten für ihn wirklich 12 bestimmte Gewohnheiten, 12 bestimmte Arten, sich zu bewegen. Und dann ist unser astralischer Leib auch in Verbindung mit den 7 Planeten. Diese bedingen wiederum in ihm gewisse Gewohnheiten. Durch diese Gewohnheiten, die entzündet werden in unserem astralischen Leibe durch die Planeten unseres Sonnensystems, entsteht etwas Ähnliches in dem Astralleibe wie die Selbstlaute, (die Vokale). Und durch die Gewohnheiten, die erregt sind in ihm durch den Einfluß des Tierkreises, entsteht etwas Ähnliches wie die Mitlaute, (die Konsonanten). [11]

Dadurch, daß unser astralischer Leib in Verbindung oder unter dem besonderen Einflusse steht desjenigen (beispielsweise), was aus dem Sternbilde des Widders herausstrahlt, entwickelt sich in diesem Astralleibe die Möglichkeit, sich in einer besonderen Gestalt abzuschließen, sich eine schöne Grenze zu geben; während, wenn der Astralleib mehr unter dem Einfluß der Waage steht, sich in ihm eine Bewegung entwickelt, die ihn mehr offen sein läßt gegen die ganze übrige Welt. So entwickelt sich eine bestimmte Bewegungstendenz unter dem Einflusse eines jeden Sternbildes. Unter dem Einflusse dieses oder jenes Sternbildes streckt der Astralleib seinen oberen Teil besonders in die Höhe, unter dem Einflusse eines der anderen Sternbilder streckt er besonders seinen unteren Teil. Aber zwölf besondere Bewegungsarten gibt es, und wieder sieben besondere Gewohnheiten unter dem Einflusse der Planeten. Das sind mehr innere Bewegungen unter dem Einflusse der Planeten, wo die inneren Teile sich mehr bewegen oder sich in ein Verhältnis zueinander bringen. So hat im Grunde genommen unser astralischer Leib eingepflanzt durch den Kosmos 12 + 7 = 19 Gewohnheiten. Geradeso wie wir mit unseren Schriftzeichen durch Kombinierungen alles das zum Ausdruck bringen, was wir mit unserer Weisheit zutage fördern, so formt unser Astralleib durch die Kombinationen dieser seiner 19 Gewohnheiten alles, was er zu formen hat. Wenn wir einem Menschen gegenübertreten mit einem bestimmten Gesicht, das uns gut oder böse anschaut, so macht also unser Astralleib bestimmte Bewegungen, die kombiniert sind aus diesen 19 Bewegungen. Das wird dann in den Ätherleib eingeschrieben, und in einer folgenden Zeit kann dasjenige, was da in den Ätherleib eingeschrieben ist, der astralische Leib wieder lesen. Und darauf beruht die Erinnerung! Sobald man nämlich über dasjenige hinausgeht, was die Sinne und der an die Sinne gebundene Verstand ergeben, kommt man sogleich zu der Beziehung des Menschen zum Kosmos. Der physische Leib verbirgt nur diese Beziehung des Menschen zum Kosmos. In den ältesten Bilderschriften ist von den Menschen nachgeahmt worden dieses innere Lesen des Menschen. Das äußere Lesen war nichts anderes als ein in der äußeren Welt Nachbilden dessen, was der Mensch als inneres Lesen hatte. [12]

Nur dadurch, daß unser Gedächtnis für die gewöhnlichen Verhältnisse des Lebens nicht zurückreicht in Zustände, die wir durchgemacht haben zwischen dem letzten Tode und der diesmaligen Geburt, kann zustande gebracht werden, daß sich gewisse Kräfte verdichten und durch diese Verdichtung zu den Gedächtniskräften werden. Andere Wesenheiten anderer Weltordnungen haben eben diese selben Kräfte, die bei uns im Gedächtnisse liegen, in einer ganz anderen Weise ausgebildet. [13] Alles Gedächtnis ist eine luziferische Kraft. [14] Das gewöhnliche Gedächtnis geht nicht in diejenige Sphäre hinein, wo wir den Toten begegnen. [15]

Gedächtnis ist nichts anderes als die im physischen und Ätherleib verkörperte traumbildende Kraft. (Also) der Traum taucht unter in den physischen Leib, wird dadurch in die Ordnung der physischen Welt eingeschaltet und bildet nun die nicht mehr chaotische, sondern die in die physische Welt eingeschaltete Erinnerung, den Inhalt des Gedächtnisses. Würden Sie dieselbe Kraft, die in Ihrem Wachzustande die Erinnerungskraft, das Gedächtnis bildet, schlafend entfaltet wahrnehmen außerhalb des physischen und des Ätherleibes, so würden Sie nicht die chaotischen Bilder des Traumes haben, die sich nur im Momente des Untertauchens in den physischen und den Ätherleib bilden, sondern Sie würden eingetaucht in die äußere Welt, befreit vom physischen und Ätherleib, schlafend sich selber erleben in einer majestätischen Bilderwelt. [16] Das Ich ist während des Schlafes mit demjenigen heute schon zusammen, was der Mensch erst in späterer Zeit ausbilden wird, was der Mensch erst in der Zukunft zur Entwickelung bringen wird. [17] Haben Sie einmal verstanden diese Heiligkeit des Schlafes, dann schreiben wir auch all dasjenige, was uns im wachen Leben an Gedanken, an Vorstellungen, die uns nicht an die Materie binden, zufällt, der Einwirkung des Geistes, die während des Schlafes erfolgt, zu. Hätten wir kein Gedächtnis, dann würde uns aller Schlaf nichts helfen. Dieses Gedächtnis wirkt nicht nur im Bewußtsein, sondern auch im Unterbewußtsein. So wie der Mensch jetzt als Erdenmensch ist, kommt er mit dem Geiste nur während des Schlafes zusammen. [18]

Zitate:

[1]  GA 9, Seite 65f   (Ausgabe 1961, 214 Seiten)
[2]  GA 9, Seite 67f   (Ausgabe 1961, 214 Seiten)
[3]  GA 61, Seite 131   (Ausgabe 1962, 536 Seiten)
[4]  GA 170, Seite 192ff   (Ausgabe 1964, 276 Seiten)
[5]  GA 162, Seite 50ff   (Ausgabe 1985, 292 Seiten)
[6]  GA 162, Seite 52   (Ausgabe 1985, 292 Seiten)
[7]  GA 165, Seite 118f   (Ausgabe 1981, 240 Seiten)
[8]  GA 165, Seite 120f   (Ausgabe 1981, 240 Seiten)
[9]  GA 165, Seite 122   (Ausgabe 1981, 240 Seiten)
[10]  GA 156, Seite 114f   (Ausgabe 1967, 183 Seiten)
[11]  GA 156, Seite 116f   (Ausgabe 1967, 183 Seiten)
[12]  GA 156, Seite 117f   (Ausgabe 1967, 183 Seiten)
[13]  GA 162, Seite 116   (Ausgabe 1985, 292 Seiten)
[14]  GA 150, Seite 21   (Ausgabe 1980, 146 Seiten)
[15]  GA 175, Seite 390   (Ausgabe 1982, 416 Seiten)
[16]  GA 225, Seite 174f   (Ausgabe 1990, 192 Seiten)
[17]  GA 175, Seite 102   (Ausgabe 1982, 416 Seiten)
[18]  GA 175, Seite 104   (Ausgabe 1982, 416 Seiten)

Quellen:

GA 9:  Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung (1904)
GA 61:  Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung (1911/1912)
GA 150:  Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein. Das Einwirken der Toten in die Welt der Lebenden (1913)
GA 156:  Okkultes Lesen und okkultes Hören (1914)
GA 162:  Kunst- und Lebensfragen im Lichte der Geisteswissenschaft (1915)
GA 165:  Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls (1915/1916)
GA 170:  Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte (1916)
GA 175:  Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha. Kosmische und menschliche Metamorphose (1917)
GA 225:  Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet (1923)