Elementarwesen der Luft

Ebenso (wie in den anderen Elementen) ist im Luftförmigen eine Summe von Elementarwesen enthalten. Alle diese Wesenheiten verlieren, je mehr sie sich dem Luftförmigen nähern, immer mehr und mehr ihre Sehnsucht nach Mannigfaltigkeit. Einheit wird erstrebt immer mehr und mehr. Dennoch leben in einer großen Mannigfaltigkeit – und verwandt mit dem menschlichen Willen – die Elementarwesen der Luft. [1]

Wie die Gnomen im feucht-irdischen, die Undinen im feucht-luftigen leben, so leben im luftartig-wärmehaften Element diejenigen Wesenheiten, die eine ältere, instinktive Hellseherkunst als die Sylphen bezeichnet hat. Diese Sylphen dringen aber, weil die Luft überall durchsetzt ist vom Lichte, zum Lichte vor, werden lichtverwandt, und sind namentlich empfänglich für dasjenige, was die feineren, aber größeren Bewegungen innerhalb des Luftkreises sind. In dem geistig tönend bewegten Luftelemente finden sie ihre Heimat und nehmen dabei dasjenige auf, was die Kraft des Lichtes in diese Luftschwingungen hineinschickt. Dadurch aber fühlen sich diese Sylphen, welche im Grunde genommen für sich mehr oder weniger schlafende Wesenheiten sind, überall dort am heimischsten, am meisten zuhause, wo der Vogel die Luft durcheilt. In dem, was der Vogel, durch die Luft fliegend, in ihr erregt, findet die Sylphe ihr Ich. Und damit, daß das so ist, daß sie am Äußeren ihr Ich entzündet, wird die Sylphe die Trägerin der kosmischen Liebe durch den Luftraum. Die Sylphe ist zugleich, indem sie etwa so wie ein menschlicher Wunsch lebt, aber das Ich nicht im Inneren hat, sondern in der Vogelwelt hat, die Trägerin der Liebeswünsche durch das Universum hindurch. Wie der Gnom die Amphibienwelt haßt, wie die Undine sensitiv ist und sich gewissermaßen nicht nähern mag dem Fische, weg will vom Fisch, ein Grauen in gewissem Sinne empfindet, so will die Sylphe zum Vogel hin, fühlt sich wohl, wenn sie an sein Gefieder herantragen kann die schwebend-tönende Luft. Und wenn sie den Vogel fragen würden, von wem er singen lerne, dann würden Sie von ihm hören, daß er seinen Inspirator in der Sylphe hat. Die Sylphe hat ein Wohlgefallen an der Vogelgestalt. Aber sie ist abgehalten durch die kosmische Ordnung, Vogel zu werden, denn sie hat eine andere Aufgabe. Sie hat die Aufgabe, in Liebe das Licht an die Pflanze heranzubringen; sie trägt in die Pflanze das Licht hinein. Die Sylphen weben eigentlich die Urpflanze in der Pflanze aus dem Lichte und aus dem chemischen Arbeiten der Undinen. [2]

Die Sylphen sind auch in einer gewissen Weise die Ergänzung zu gewissen Tierwesen. Man möchte sagen: Gnomen und Undinen fügen das Kopfmäßige zu denjenigen Tieren hinzu, die des Kopfes entbehren (Weich- und Schalentiere). Die Vögel sind nun eigentlich reiner Kopf; sie sind ganz Kopforganisation. Die Sylphen sind also die Ergänzung des Vogelgeschlechts nach demjenigen Gebiete der Organisation, das beim Menschen das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem ist. Fliegen die Vögel mit verkümmerten Beinen in der Luft herum, so haben um so mehr die Sylphen mächtig ausgebildete Gliedmaßen, und sie stellen auf geistige Art, ich möchte sagen das in den Lüften dar, was die Kuh unten in der physischen Materie darstellt. Der Mensch bekommt auf der Erde sein Ich. Was die Sylphen mit der Erde verbindet, das ist das Vogelgeschlecht. Dem Vogelgeschlechte verdanken sie ihr Ich, wenigstens das Bewußtsein ihres Ich.

Wenn der Mensch nun die Nacht durchschlafen hat, um sich gehabt hat das astralische Meer, das sich in der mannigfaltigsten Undinenform (siehe weiter oben: Elementarwesen des Flüssigen) gestaltet, und dann aufwacht und den Aufwachetraum hat, dann würde er, wenn dieser Aufwachetraum sich nicht wiederum maskierte in Lebensreminiszenzen oder in Sinnbildern von inneren Organen, wenn er den unmaskierten Traum sehen würde, der Welt der Sylphen gegenüberstehen. Er würde in diesem Traum etwas sehen wie das wesenhafte Hereinflattern des Lichtes. Er würde es unangenehm auch aus dem Grunde empfinden, weil die Gliedmaßen dieser Sylphen ihn gewissermaßen umspinnen, umweben. Er fühlt so, wie wenn das Licht ihn angreifen würde von allen Seiten. Vielleicht würde der Mensch auch hie und da dies wie ein Streicheln des Lichtes empfinden. Aber in all diesen Dingen will ich Ihnen ja nur andeuten, wie dieses tragende, tastende Licht eigentlich herankommt in der Sylphenform. [3]

Die gutartigen Sylphen und Feuerwesen (Elementarwesen der Wärme) halten sich ferne von Menschen und Tieren und beschäftigen sich mit dem Pflanzenwachstum. Die bösartigen tragen vor allen Dingen das, was nur in den oberen, in den Luft- und Wärmeregionen sein soll, hinunter in die wäßrigen und irdischen Regionen. Oben ist es richtig, wenn die Sylphen ihre Umschlingungskräfte entwickeln, wie ich sie vorhin beschrieben habe, wo man vom Lichte förmlich betastet wird – denn das braucht die Vogelwelt. Kommt sie aber herunter, die Sylphe, und verwendet sie das, was sie oben anwenden sollte, unten in bezug auf die Pflanzenwelt, dann entsteht ein scharfes Pflanzengift. Die Gifte sind eigentlich das zu tief auf die Erde geströmte Himmlische. Wenn der Mensch oder gewisse Tiere die Belladonna essen, – (die Tollkirsche) so sterben sie davon. Aber die Amseln und die Drosseln haben daran ihre beste Nahrung in der Welt. In deren Region gehört das, was in der Belladonna ist. Für sie ist Nahrung, was für die mehr an die Erde gebundenen Wesenheiten Gift ist. 230.138fDurch die sterbende Vogelwelt füllt sich die Luft fortwährend an mit Astralität, mit einer niedrigen Astralität, aber mit astralischer Substanz. Die Sylphen nehmen auf, was aus der sterbenden Vogelwelt kommt, tragen es wiederum sehnsüchtig in die Höhe und wollen veratmet sein von den Wesenheiten der höheren Hierarchien. Wiederum ein grandioses Schauspiel! Indem man die Vogelwelt ersterben sieht, geht diese astralische, innerlich erglänzende Substanz in die Luft über. Die Sylphen zucken wie blaue Blitze durch die Luft, und in ihre blauen Blitze herein, zuerst ergrünend und dann errötend, nehmen sie auf diese Astralität, die von der Vogelwelt kommt, und huschen wie nach aufwärts zuckende Blitze hinauf. Verfolgt man das bis außerhalb des Raumes, so werden sie dasjenige, was veratmet wird von den Wesenheiten der höheren Hierarchien. Da leben sie dann in den höheren Hierarchien weiter; darinnen empfinden sie ihre Ewigkeit. [4]

Wenn die Pflanzen zum Beispiel sich allmählich heranentwickelt haben und wiederum die Notwendigkeit beginnt, daß sie welken, dann greifen Wesenheiten ein, von denen wir nicht einmal sagen können, daß sie ihre Gestalten fortwährend verwandeln, denn wir können eigentlich von ihnen nur sagen, daß sie keine rechte Gestalt haben. Blitzartig aufleuchtend, wie kleine Meteore aufleuchtend und wieder verschwindend, so erscheinen sie uns, wieder aufblitzend und wieder verschwindend, so daß sie eigentlich keine bestimmte Gestalt haben, sondern wie über unsere Erde hinhuschend, meteor- oder irrlichtartig aufleuchtend und verglimmend sind. Damit Wesenheiten in den Naturreichen reif werden können, sind diese Kräfte oder Wesenheiten vorhanden. Für den okkulten Blick sind diese Wesenheiten eigentlich nur dann wahrnehmbar, wenn er sich einzig und allein auf die Luft selber richtet, und zwar auf eine möglichst reine Luft. Möglichst wasserreine Luft, die vom Sonnenlicht und von der Sonnenwärme durchspielt wird, muß auf die Seele wirken, wenn man die Imagination von diesen meteorisch aufleuchtenden und wieder verglimmenden Wesenheiten erhalten will, welche gleichsam unsichtbar in der wasserreinen Luft leben und gierig einsaugen das Licht, von dem die Luft durchdrungen ist und das sie aufglänzen und aufleuchten läßt. Diese Wesenheiten sind es, die sich dann niedersenken zum Beispiel auf die Pflanzenwelt oder auch auf die tierische Welt und das Reifen besorgen. [5]

Zitate:

[1]  GA 211, Seite 205f   (Ausgabe 1986, 223 Seiten)
[2]  GA 230, Seite 117ff   (Ausgabe 1985, 218 Seiten)
[3]  GA 230, Seite 133f   (Ausgabe 1985, 218 Seiten)
[4]  GA 230, Seite 148f   (Ausgabe 1985, 218 Seiten)
[5]  GA 136, Seite 31f   (Ausgabe 1984, 246 Seiten)

Quellen:

GA 136:  Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen (1912)
GA 211:  Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung. Exoterisches und esoterisches Christentum (1922)
GA 230:  Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes (1923)