Schilderung von Teilen der übersinnlichen Welt
► Übersinnliches kann nur imaginativ – also durch Bilder – dargestellt werden

Dasjenige, was übersinnliche Tatsachen sind, kann ich nur in Bildern, in Imaginationen zusammenfassen. Das kann man nicht durch abstrakte Begriffe darstellen, da muß man bildhaft schildern. [1]

(Wie das Gespräch des Faust mit dem Erdgeist,) so war ja auch das Verfahren, das zum Beispiel eingeschlagen wurde in meinem Buche «Die Geheimwissenschaft im Umriß» (GA 13). Da wurde alles im Inneren des Menschen befragt, was es zu sagen hat. Da wurde eigentlich so recht viel geholt aus dem Geist der Erde. Aber der Geist der Erde spricht über die Saturnzeit, über die Sonnenzeit, über die Mondenzeit der Erde, über die Jupiterzeit, Venuszeit. Der Geist der Erde spricht einem von dem, was er in seinem Gedächtnis von dem Universum bewahrt hat. Einstmals hat man den Blick hinausgewendet in die Himmelsweiten, um sich für die Erde aufzuklären, jetzt senkt man den Blick hinein in die menschliche Eigenwesenheit, hört auf dasjenige hin, was der Erdengeist in der menschlichen Natur aus dem Weltengedächtnisse zu sagen hat, und bekommt durch das Verstehen des Genius der Erde die makrokosmische Erkenntnis. [2]

Niemals war mehr als in unserem Zeitraum die Notwendigkeit vorhanden, daß die Menschen sich immer mehr und mehr bemühen, gerade das zu erreichen, was besonders wertvoll ist: geisteswissenschaftliche Erkenntnisse zu verstehen. Gewiß, geisteswissenschaftliche Erkenntnisse müssen gesucht werden durch hellsichtiges Eindringen in die geistige Welt; das ist eine Notwendigkeit. Aber das ist eine Selbstverständlichkeit, daß es Hellseher geben muß, die eindringen in die geistige Welt, daß es Leute geben muß, die übersinnliche Erkenntnisse anstreben. Zweitens aber ist besonders wichtig, daß sich für diese geisteswissenschaftliche Erkenntnis, für diese in übersinnlichen Welten gesuchte Erkenntnis Leute finden, die kraft des Intellekts die Sache verstehen. Das vernünftige, verständige Begreifen der Geisteswissenschaft, das ist heute ganz besonders notwendig, denn das ist dasjenige, wodurch die widerstrebendsten Kulturmächte gerade überwunden werden. Der Intellekt der Menschen ist heute so groß, daß die ganze Geisteswissenschaft verstanden werden kann, wenn man nur will. Und gerade dieses Verständnis anzustreben, ist ein allgemein-menschliches, nicht ein egoistisches Interesse der Kultur. [3]

Zitate:

[1]  GA 237, Seite 115   (Ausgabe 1959, 186 Seiten)
[2]  GA 221, Seite 58   (Ausgabe 1966, 142 Seiten)
[3]  GA 183, Seite 56f   (Ausgabe 1967, 195 Seiten)

Quellen:

GA 183:  Die Wissenschaft vom Werden des Menschen (1918)
GA 221:  Erdenwissen und Himmelserkenntnis (1923)
GA 237:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Dritter Band. Die karmischen Zusammenhänge der anthroposophischen Bewegung (1924)