Teufel

Man hat ja so lange dieses karikierte Abbild von Luzifer und Ahriman, das der mittelalterliche Teufel zugleich ist, den Menschen vorgehalten. Man hat die Menschen so lange in einer philisterhaften Atmosphäre aufwachsen lassen, daß sie diese Weistümer, die aber mit der Entwickelung der Menschheit innig zusammenhängen, heute immer noch eigentlich nur mit Schaudern aufnehmen. [1]

Die (Ur-)Perser bekamen eine Art Furcht vor der Devanatur. Furcht, Scheu und Grauen bekamen sie vor dem, was rein geistig-seelisch ist. Es entstand also diese eigentümliche Grundempfindung gegenüber einer Wesenheit, die eigentlich Devanatur hat, die aber innerhalb dieser Weltanschauung gemieden, gefürchtet wird. Kurz, es ist das Bild des Satans, das in dieser Weltanschauung auftritt. Luzifer, der Geistig-Seelische, wird ein mit Schauder erfüllendes Wesen. Darin haben wir den Ursprung zu suchen von dem, was als Teufelsglaube existiert. [2]

Wenn wir uns eine Vorstellung davon bilden wollen, wie diese zwei ganz verschiedenen Gebiete (des Astralplanes) auf die Seele wirken, müssen wir uns denken, daß wir beim Menschen haben: den physischen Leib, den Ätherleib, den Astralleib; und je nach deren Ausbildung, die ja öfter beschrieben worden ist: Manas oder Geistselbst, Buddhi oder Lebensgeist, und Atma oder den Geistesmenschen; und zwischen drinnen haben wir, vom Ich erfüllt, das Seelische. So daß wir in gewisser Beziehung unterscheiden können: Leib – der eigentlich die drei Leiber umfaßt –, Seele und Geist. Nun spiegeln sich in der Seele die drei unteren Glieder Astralleib, Ätherleib und physischer Leib. Insofern sich physischer Leib, Ätherleib und Astralleib in ihrer ursprünglichen Art spiegeln, versetzen sie in die Seele des Menschen niedere, herunterziehende Eigenschaften. Aber es spiegelt sich im Menschen auch das, was das Obere ist: Manas, Budhi, Atma, und dadurch haben wir in der Seele ebenso heraufziehende, läuternde Elemente. Im strengen Christentum wußte man auch von dieser zweifachen Art der Spiegelung in der menschlichen Seele. Man sah, es spiegelt sich die höhere Menschennatur in der Seele, oder es spiegelt sich die untere Natur in der Seele. Das ahnten manche, auch wenn es nicht Esoteriker waren. Deshalb sagte man: Wenn der Mensch zum Tode kommt, nimmt er die Spiegelung der geistigen Welt als die Gesetzessammlung des Moses wahr; und wenn sich das Untere in der Seele spiegelt, wird der Seele im Tode vom Teufel das Sündenregister vorgelesen. [3]

Zitate:

[1]  GA 191, Seite 270   (Ausgabe 1983, 296 Seiten)
[2]  GA 93, Seite 24f   (Ausgabe 1979, 370 Seiten)
[3]  GA 101, Seite 247f   (Ausgabe 1987, 288 Seiten)

Quellen:

GA 93:  Die Tempellegende und die Goldene Legende. als symbolischer Ausdruck vergangener und zukünftiger Entwickelungsgeheimnisse des Menschen (1904/1906)
GA 101:  Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole (1907)
GA 191:  Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis (1919)