Tertullian

Tertullian lebte ungefähr in der Zeit, wo die Inspiration von oben von den toten Zeitgenossen des ChristusJesus begann, und der, soweit er es konnte als Mensch, unter dieser Inspiration stand, wenn man diesen Tertullian wirklich liest, so bekommt man einen eigentümlichen Eindruck, Natürlich schrieb er so, wie er schreiben mußte nach seiner menschlichen Konstitution. Man kann ja gut Inspirationen haben, aber sie zeigen sich immer so, wie man sie aufnehmen kann. So gab denn auch der Tertullian die Inspirationen nicht ganz rein; er gab sie so, wie er sie in seinem menschlichen Gehirn zum Ausdruck bringen konnte: erstens, da er in einem sterblichen Leibe wohnte, und zweitens, da er in einer gewissen Hinsicht leidenschaftlich und fanatisiert war. Er schrieb so, wie es herauskam, aber höchst merkwürdig herauskam, wenn es von einem wahren und richtigen Gesichtspunkte aus betrachtet wird. Dieser Tertullian tritt einem von diesem Gesichtspunkt aus entgegen als ein Römer von einer nicht einmal besonders hohen literarischen Bildung, aber als ein Schriftsteller von großartiger Sprachkraft. Man kann geradezu sagen: Tertullian ist derjenige, welcher die lateinische Sprache dem Christentum erst gerecht gemacht hat. Er hat erst die Möglichkeit gefunden, diese prosaischeste, unpoetischeste Sprache, diese rein rhetorische Sprache, die lateinische Sprache, mit solchem Temperament und mit einer solchen heiligen Leidenschaft zu durchglühen, daß wirklich unmittelbar seelisches Leben in dem Werke des Tertullian lebt, insbesondere in «De carne Christi» zum Beispiel, oder auch in demjenigen Werk, in dem er alles abzuweisen versucht, wessen man die Christen beschuldigt. Sie sind mit einem heiligen Temperament geschrieben und mit einer großartigen Sprachkraft. – Und dieser Tertullian war als Römer — und an «De carne Christi» kann man das zeigen – vorurteilslos gegenüber seinem eigenen Römertum. Er fand großartige Worte, indem er die Christen gegen die Verfolgung der Römer verteidigte. Die Mißhandlungen, die man den Christen zufügte, damit sie ableugnen sollten ihre Zugehörigkeit zu dem Christus Jesus, die verurteilte er temperamentvoll, so daß er sagte: Beweist nicht euer Verhalten als Richter gegenüber den Christen hinlänglich genug, daß ihr ungerecht seid? Ihr müßt euer ganzes richterliches Verfahren, wie ihr es sonst habt, ändern, es nicht anwenden, wenn ihr gegen die Christen richtet. Sonst zwingt ihr durch die Mißhandlungen einen Zeugen, daß er nicht ableugnet; ihr zwingt ihn, daß er bekennt, was wahr ist, was er wirklich meint. Bei dem Christen macht ihr es umgekehrt: Ihr foltert ihn, damit er leugnet, was er meint. Ihr benehmt euch als Riehter den Christen gegenüber entgegengesetzt dem Falle, wie ihr euch sonst als Richter benehmt. Sonst wollt ihr die Wahrheit erfahren durch die Mißhandlung; bei den Christen wollt ihr die Lüge erfahren. – Und in ähnlicher Weise, in Worten, die wirklich den Nagel auf den Kopf trafen, sprach Tertullian über vieles.

Dabei kann man sagen, daß er neben dem, daß er ein mutiger, kraftvoller Mann war, der die Hohlheit des römischen Götterdienstes voll durchschaute und darstellte, außerdem ein Mensch war, der überall, wo er schrieb, seine Beziehungen zur übersinnlichen Welt bewies. Er redete von der übersinnlichen Welt so, daß man sieht: Der Mann weiß, was es heißt, von der übersinnlichen Welt zu reden. Er redet von Dämonen so, wie er von seinen Bekannten als Menschen redet. – Und er redet zum Beispiel von den Dämonen so, daß er sagt: Fragt die Dämonen, ob der Christus, der, von dem die Christen behaupten, daß er ein wahrer Gott sei, wirklich ein wahrer Gott ist! Stellt einmal einen wirklichen Christen einem Besessenen gegenüber, aus dem ein Dämon spricht, da werdet ihr sehen: Wenn ihr ihn wirklich zum Sprechen bringt, gesteht er euch, daß er selber ein Dämon ist, denn er sagt die Wahrheit. — Das wußte Tertullian, daß die Dämonen nicht lügen, wenn man sie befragt. – Aber die Dämonen sagen euch auch, wenn der Christ sie richtig fragt aus seinem Bewußtsein heraus, daß der Christus der wahre Gott ist. Nur hassen sie ihn, weil sie ihn bekämpfen. Ihr werdet von dem Dämon erfahren, daß das der wahre Gott ist. – Also nicht nur auf das Zeugnis der Menschen, sondern auf das Zeugnis der Dämonen beruft sich Tertullian. So spricht er von den Dämonen als Zeugen, die nicht bloß reden, die da auch bekennen, daß Christus der wahre Gott ist. Das sagt Tertullian alles aus sich selbst heraus. [1]

Man hat wirklich allen Grund, wenn man Tertullian als Schriftsteller kennenlernt, zu fragen: Was war denn eigentlich das tiefere Seelenbekenntnis des Tertullian, der ergriffen war von der Ihnen eben geschilderten Inspiration? Dieses tiefere Seelenbekenntnis des Tertullian ist in der Tat lehrreich. Tertullian bekannte sich im Grunde zu drei Sätzen gegenüber der menschlichen Natur. Erstens: Die menschliche Natur ist so, daß sie in der jetzigen Zeit – also das ist die Zeit des Tertullian, Ende des 2. nachchristlichen Jahrhunderts –, daß sie, wie sie jetzt ist, die Schmach auf sich laden kann, das größte Erdenereignis zu verleugnen. Wenn der Mensch nur sich folgt, kommt er nicht zum größten Erdenereignis. Zweitens ist seine Seele zu schwach, um dieses größte Erdenereignis zu begreifen. Drittens ist es dem Menschen ganz unmöglich, wenn er nur dem folgt, was ihm sein sterblicher Leib ermöglicht, ein Verhältnis zu gewinnen zu dem Mysterium von Golgatha. Diese drei Dinge sind ungefähr das Bekenntnis des Tertullian. Aus diesen drei Dingen heraus hat Tertullian die Worte gesprochen: «Gekreuzigt wurde Gottes Sohn; das ist keine Schande, weil es schändlich ist. Auch gestorben ist er; gerade darum ist es glaublich, weil es töricht ist.» «Prorsus credibile est, quia ineptum est», das ist gerade deshalb glaublich, weil es töricht ist. Dieser Satz steht bei Tertullian. Der andere Satz, den ihm die Welt andichtet: Credo, quia absurdum est –, steht nirgends, weder bei Tertullian, noch bei einem anderen Kirchenvater. Aber dieser Satz, den ich Ihnen jetzt eben ausgesprochen habe, ist dazumal geschrieben worden.. Drittens: «Und der Begrabene ist auferstanden», sagt Tertullian, «weil es unmöglich ist. Wir müssen es glauben, weil es unmöglich ist.» [2]

Tertullian sagt, er hätte selber noch gesehen die Lehrstühle der Apostel, wo deren Nachfolger an den verschiedenen Orten vorgelesen haben aus den Briefen der Apostel, die noch in der eigenen Handschrift der Apostel waren. Und indem sie vorgelesen wurden, sagt Tertullian, wurde lebendig die Stimme der Apostel. Und indem man die Briefe anschaute, wurden vor dem Geist lebendig die Gestalten der Apostel. – Wer diesen Dingen okkult nachforscht, für den ist das keine Phrase. Es saßen die Gläubigen vor diesen Lehrstühlen so, daß sie aus dem Timbre der Stimme der Nachfolger der Apostel den Klang der Stimme der Apostel heraushörten, und daß sie aus der Handschrift sich Vorstellungen machen konnten über die Gestalten der Apostel. So daß man noch, als das dritte Jahrhundert begann, auch ganz äußerlich lebendig machen konnte die Gestalten der Apostel und in übertragener Bedeutung ihre Stimmen hören konnte. Und noch Clemens, der römische Papst, der von 92 bis 101 den päpstlichen Stuhl innehatte, der kannte selber noch Apostelschüler, kannte solche, die den Christus Jesus noch gesehen haben. Wir haben schon eine fortlaufende Tradition in dieser Zeit! [3]

Tertullian stammte aus Nordafrika (geboren in Karthago um 160), war gelehrt in Angelegenheiten der heidnischen Weisheit. Etwa gegen das Ende des 2. Jahrhunderts nach dem Mysterium von Golgatha trat er zum Christentum über und wurde einer der gelehrtesten Theologen seiner Zeit. Nun ist es ganz besonders interessant, ihn ein wenig zu betrachten, aus dem Grunde, weil er aus seinem Studium der alten heidnischen Weisheit noch etwas von einem inneren Verständnis der alten hellseherischen Begriffswelt hatte, und auf der andern Seite, weil er – seine Bekehrungsgeschichte zeigt das – ganz den christlichen Impuls in sich hatte und gewissermaßen beides so vereinigen wollte, daß das Christentum dadurch voll bestehen könnte. Dazu mußte er das zurückdrängen, was er als luziferisch angehauchte Gnosis bei Basilides, bei Marcion und andern empfand. Und nun tauchten ihm bestimmte Fragen auf. Aus einem bestimmten Grunde tauchten dem Tertullian diese Fragen auf. Sehen Sie, indem wir heute mit der Geisteswissenschaft beginnen, reden wir sehr häufig von der Gliederung der menschlichen Natur, von der Art und Weise, wie der Mensch zuerst seinen dichten physischen Leib hat, den Augen sehen, Hände greifen können; wie dann ein Ätherleib da ist, wie ein astralischer Leib da ist, eine Empfindungsseele und so weiter. Das heißt, wir suchen vor allen Dingen die Konstitution der menschlichen Natur zu erkennen. Aber wenn Sie die geschichtliche Entwickelung des geistigen Lebens in den Jahrhunderten seit dem Mysterium von Golgatha verfolgen, so werden Sie nirgends finden, daß man in einer solchen Art bis in die heutige Zeit herauf, äußerlich, wie wir es zu tun haben, die Konstitution des Menschen betrachtete. Das ging verloren und war schon verloren, als das Mysterium von Golgatha eintrat. Diejenigen, an die der Impuls des Mysteriums von Golgatha herantrat, wußten nichts mehr von dieser Gliederung des Menschen. Das aber ergab für sie eine ganz bestimmte Schwierigkeit: versuchen Sie einmal, wie es Ihnen ergangen wäre, die ganze Sache zu verstehen, wie der Christus die Glieder in dem Jesus durchdrungen hat, wenn Sie von der ganzen Konstitution, von der Wesenheit des Menschen nichts gewußt hätten! Dadurch allein wurde verständlich, wie der Christus als eine Art kosmischen Ichs die Leiber durchdringt, daß Sie erst etwas von diesen Leibern wußten. Für denjenigen, der ein Christus-Verständnis in der Zukunft suchen wird, wird die Kenntnis von der Gliederung des Menschen die wesentliche Vorbereitung sein müssen. In uralten Zeiten, als es noch traumhaft-hellseherische Begriffe gab, wußte man etwas von dieser Gliederung des Menschen; und zu den Gnostikern war etwas, wenn auch in Verzerrung, übergegangen. Daher hatten diese Gnostiker versucht, das Hereinkommen des Christus in den Jesus von Nazareth mit den letzten Resten der Begriffe über die Menschheitskonstitution zu durchdringen. Aber die andern, zu denen jetzt das Christentum kommen sollte, und die von ihren Kirchenlehrern belehrt wurden, wußten nichts von dieser Gliederung des Menschen, und ihre Kirchenlehrer auch nicht. Und so entstand die große, umfängliche Frage: Wie ist das denn eigentlich mit dem Zusammenwirken der Christus-Natur und der Jesus-Natur? Wie ist möglich, daß dieser Christus als eine göttliche Wesenheit in dem Jesus als einer menschlichen Wesenheit Platz greift? – Und diese Frage ist es, die solche Leute wie Tertullian beschäftigt. Weil sie nicht die Vorbedingung haben, die Sache zu verstehen, geht ihnen das Problem gleichsam postum noch einmal auf – aber an dem einen Christus Jesus geht es ihnen auf zu fragen: Wie ist denn eigentlich das Geistige und Physische und Seelische verbunden? – Wie sie überhaupt bei Menschen verbunden sind, das wußten sie nicht, aber sie mußten irgend etwas herausbekommen, wie es bei dem Christus Jesus verbunden war. Weil nun die Gnosis der damaligen Zeit luziferisch angehaucht war, kam sie selbstverständlich ihrerseits auch nicht mehr auf das Richtige. [4]

Erinnern Sie sich an eine Stelle unserer geisteswissenschaftlichen Erkenntnis, die Sie zum Beispiel in meiner «Theosophie» finden. Da werden Sie sehen: Es ist zunächst die Rede von dem physischen Leib, Ätherleib, Astralleib, dann: Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele, Bewußtseinsseele, und schließlich die einzelnen Verbindungen mit dem Geistselbst (Manas). Da sind verschiedene Auseinandersetzungen darüber, wie sich das Geistselbst in die Bewußtseinsseele hineinarbeitet. Das ist aber genau auch die Stelle, die man ins Auge fassen muß, wenn man in das Verweilen des Christus in dem Menschen Jesus hineinschauen will, wenn man das verstehen will. Das ist die Voraussetzung, daß man weiß, wie in der allgemeinen Menschheit das Geistselbst in die Bewußtseinsseele hineinkommt; das ist Voraussetzung, wie man verstehen kann, wie die Christus-Natur als ein besonderes kosmisches Geistselbst in die Bewußtseinsseelennatur des Jesus von Nazareth hineinkam. Nur ein Surrogat für dies fand Tertullian, und man kann das, was er sich als einen Begriff ausbildete, so fassen, wie wenn man heute sagte: Es findet keine Vermischung statt – nach Tertullian – zwischen dem Christus, entsprechend dem Geistselbst, und dem Jesus, entsprechend der Bewußtseinsseele und allem, was an niederen Wesensgliedern dazugehört, keine Vermischung, sondern nur eine Verbindung. Und solche Verbindung wird die Menschheit auch nur dann kennenlernen, wenn das Geistselbst einmal ordnungsgemäß da sein wird. Jetzt leben wir im Zeitalter der Bewußtseinsseele. Jeder Mensch wird etwas viel Loseres im Zusammenhang haben, wenn das Geistselbst im sechsten nachatlantischen Zeitraum regelmäßig entwickelt sein wird. Da werden die Menschen auch besser verstehen, wie anders zum Beispiel die Christus-Natur an die Jesus-Natur gebunden war, als, sagen wir, die Bewußtseinsseele an die Verstandesseele. Die Bewußtseinsseele ist mit der Verstandesseele selbstverständlich innerlich immer vermischt. Aber das Geistselbst ist mit der Bewußtseinsseele verbunden, nicht vermischt. Und diesen Begriff bildete sich Tertullian wirklich aus. Er sagt: Nicht vermischt ist der Christus mit dem Jesus, sondern verbunden. So stellte sich ihm der eine Gottmensch hin, der Christus Jesus, um an ihm sich noch einmal im Zeitalter, in dem dies alte begriffliche Hellsehen nicht mehr da war, zu veranschaulichen, wie das Göttliche und das Physisch-Seelische in der Menschennatur miteinander verbunden war. Alles dasjenige, womit sich der Christus verbunden hat, das kommt auch aus dem Geiste der Welt heraus; das ist das Vaterprinzip in der Welt. – Das Vaterprinzip wurde für Tertullian dasjenige, was sozusagen zu der irdischen Erscheinung des Jesus gehörte. Da liegt das Vaterprinzip, das schöpferische Prinzip in der Natur, dasjenige, was alles hervorbringt in der Natur. Mit dem vereinigte sich das Christus-Prinzip, das Sohnesprinzip. So wurde es für Tertullian, und durch den Vater und den Sohn, durch Läuterung des Äußeren, Natürlichen, durch den Christus, entsteht nun wiederum der Geist, den er den Heiligen Geist nennt. [5] Wir sehen in Tertullian einen Römer, der in der Tat, wenn wir seine Sprache ins Auge fassen, fast ein Neuschöpfer der römischen Sprache ist, der mit einer Treffsicherheit neue Worte prägte, die uns eine bedeutende Persönlichkeit erkennen lassen.

Wenn wir uns aber fragen: Wie steht es mit der Christus-Idee des Tertullian? – da wird die Sache anders. Da finden wir, daß er eigentlich recht wenig Intellektualität, geistige Höhe zeigt. Auch die Verteidiger des Christentums bringen nicht viel zustande. Und dennoch, sie sind wirksam, als Persönlichkeiten wirksam, solche Geister wie Tertullian, auf dessen Gründe gebildete Griechen wirklich nicht viel geben konnten. Trotzdem wirkt er hinreißend; aber durch was? Das ist es, worauf es ankommt! Fühlen wir, daß hier sich wirklich eine Frage vor die Seele stellt! Durch was wirken die Träger des Christus-Impulses denn, die selbst von dem, was der Christus-Impuls eigentlich ist, nicht viel verstehen? [6] ? Was waltet in all diesen Seelen, wenn es nicht intellektuelle, nicht einmal moralische Impulse sind? Was ist es denn? – Es ist der Christus selbst, der von Herz zu Herz von Seele zu Seele zieht, der durch die Welt ziehen und wirken kann gleichgültig, ob die Seelen ihn verstehen oder nicht, durch diese Entwickelung im Laufe der Jahrhunderte! [7]

Es gab Zeitgenossen des Christus, seine Schüler; sie verkehrten mit ihm, sie konnten auch durch die Tradition der Urweisheit so viel Weisheit über ihn gewinnen, daß sie die Evangelien später schreiben konnten; aber verstehen konnten sie eigentlich nicht. Denn sie konnten ja bis zu ihrem Tode ganz gewiß nicht zu dem Verständnis des Christus-Impulses kommen. Wann konnten sie denn erst dazu kommen? Nach ihrem Tode, in der Zeit nach dem Tode. Wenn wir annehmen, daß, sagen wir, Petrus oder Jakobus Zeitgenossen Christi waren, wann waren denn Petrus oder Jakobus reif, den Christus zu verstehen? Erst im 3. Jahrhundert nach dem Mysterium von Golgatha wurden sie reif. Die Zeitgenossen Christi mußten erst durch ihren Tod gehen, mußten in der geistigen Welt bis ins 2., 3. Jahrhundert leben, dann konnte ihnen in dem Leben nach dem Tode die Erkenntnis Christi aufgehen, und dann konnten sie inspirieren diejenigen, die gegen Ende des 2. Jahrhunderts oder vom 3. Jahrhundert an über den Christus-Impuls schrieben. Dadurch gewinnt auch das Schreiben über den Christus-Impuls, weil es durch eine mehr oder weniger deutliche, oder auch mehr oder weniger getrübte Inspiration der Kirchenväter ging, ein ganz besonderes Gesicht, aber erst vom 3. Jahrhundert an. Darum ist es, daß im Grunde genommen der für das Mittelalter dann maßgebende Augustinus in dieses Zeitalter fällt. Und daraus ersehen Sie, worauf man angewiesen war beim Verständnis des Christus-Impulses: die Venusweisheit, wenn ich so sagen darf, die der Mensch jetzt noch nicht erleben kann bis zu seinem Tode, sondern erst nach seinem Tode – in folgenden Jahrhunderten sogar erst –, diese Venusweisheit hereininspiriert zu bekommen auf die Erde. Und es war, man möchte sagen, wenn der Ausdruck nicht gar so töricht wäre, aber es gibt keinen rechten anderen, noch ein Glück, daß im 2. und 3. Jahrhundert inspiriert werden konnte, die Inspiration anfangen konnte; denn hätte man länger gewartet, über das Jahr 333 hinaus, dann hätte die Menschheit immer mehr und mehr sich verstockt gegen die geistige Welt und keinerlei Inspiration angenommen. Die ersten wirklichen Lehrer der Menschheit über den Christus-Impuls waren im Grunde genommen Tote. [8]

Zitate:

[1]  GA 182, Seite 164ff   (Ausgabe 1976, 190 Seiten)
[2]  GA 182, Seite 166f   (Ausgabe 1976, 190 Seiten)
[3]  GA 175, Seite 218   (Ausgabe 1982, 416 Seiten)
[4]  GA 165, Seite 202ff   (Ausgabe 1981, 240 Seiten)
[5]  GA 165, Seite 212f   (Ausgabe 1981, 240 Seiten)
[6]  GA 148, Seite 15   (Ausgabe 1980, 342 Seiten)
[7]  GA 148, Seite 20   (Ausgabe 1980, 342 Seiten)
[8]  GA 184, Seite 229f   (Ausgabe 1968, 334 Seiten)

Quellen:

GA 148:  Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium (1913/1914)
GA 165:  Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls (1915/1916)
GA 175:  Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha. Kosmische und menschliche Metamorphose (1917)
GA 182:  Der Tod als Lebenswandlung (1917/1918)
GA 184:  Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit (1918)