Tauler und Gottesfreund vom Oberland

Eine unbekannte Persönlichkeit erschien während der Predigt Taulers; sie wird der «Gottesfreund aus dem Oberland» genannt. Er begegnet uns nie anders, als daß er gleicham als Spiegel der anderen Persönlichkeiten erscheint, die von ihm beeinflußt werden. Johannes Tauler stellt in seinem Meisterbuch dar, daß er Gotteserkenntnis den Menschen mitteilte, aber er konnte das Leben noch nicht überfließen lassen; da kam der Gottesfreund und ließ Johannes Tauler seine Erleuchtung zuteil werden. Der Urquell selbst ging in ihm lebendig auf. Lange Zeit gab er alles Predigen auf und zog sich zurück mit dem Unbekannten aus dem Oberland, um sich in die Geistesverfassung zu bringen, in der dieses Geistesleben aufging, so daß er sich selbst zum Kanale der göttlichen Weisheit machte und diese durch ihn in andere überfloß. Seine Rede gewann an Feuer, er machte den größten Eindruck; die Leute wurden durch seine Worte verwandelt, wodurch die Menschen das Fünklein in sich angefacht fanden. Das Ersterben für alles, was lebt in der Außenwelt, das ist das Aufleben des neuen Menschen: das konnte Johannes Tauler jetzt bewirken durch die Kraft seines Wortes. Goethe sagt: «Denn solang du das nicht hast, dieses Stirb und Werde, bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde.» Der Mystiker fühlte in sich, in der Selbsterkenntnis, die Gottheit. Dadurch fand er solch flammende Worte dafür. [1]

Der Gottesfreund vom Oberland war in einer früheren Inkarnation Zarathustra. Er ist seit 1380 in jedem Jahrhundert inkarniert, als Meister Jesus, ebenso wie auch Christian Rosenkreuz. Beide lösen einander in jedem Jahrhundert ab und der Meister Jesus wirkt seither auch im Sinne von Christian Rosenkreuz, der führenden Wesenheit im abendländischen Geistesleben. [2]

Zitate:

[1]  GA 51, Seite 209f   (Ausgabe 1983, 360 Seiten)
[2]  GA 264, Seite 238   (Ausgabe 1984, 476 Seiten)

Quellen:

GA 51:  Über Philosophie, Geschichte und Literatur. Darstellungen an der «Arbeiterbildungsschule» und der «Freien Hochschule» in Berlin (1901/1905)
GA 264:  Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914. Briefe, Rundbriefe, Dokumente und Vorträge (1904-1914)