Streit am Himmel

Durch die Dynamis ist die Masse der alten Sonne zusammengedrängt worden bis zur Grenze des heutigen Mars. Der Mars ist der Grenzstein für die Größe des alten Mondes. Es geschah etwas ganz Neues. Es wurde jetzt ein Teil der dichteren Substanz hinausgeworfen, und es entstanden zwei Körper. Der eine Körper nahm die feinsten Substanzen und Wesenheiten und wurde eine feinere Sonne der zweite Körper wurde ein um so dichterer Mond. Zuerst reicht also der Mond, solange er ein einheitlicher Körper ist, bis zum Mars. Dann aber zieht sich (diese) Sonne zusammen, und sie wird umkreist von einem Körper, und zwar ungefähr da, wo der heutige Mars sie umkreist, das heißt ungefähr in der Peripherie des ursprünglichen einheitlichen Körpers. Wodurch ist nun überhaupt diese Abspaltung zustandegekommen? Wodurch ist ein Weltenkörper zu zweien geworden ? Jetzt, wo die Dynamis ihre Mission, ihre Funktion angetreten haben, tritt etwas ein, was man in der ganzen Esoterik, in allen Mysterien nennt den Streit am Himmel. Und diese Lehre vom Streit am Himmel bildet einen wesentlichen, einen integrierenden Teil in allen Mysterien; sie enthält auch das Urgeheimnis über die Entstehung des Bösen. Die Dynamis waren nämlich in einem bestimmten Zeitpunkt der Mondenentwickelung von sehr verschiedenen Reifegraden. Die einen sehnten sich danach, so hoch wie möglich geistig zu steigen, andere wiederum waren zurückgeblieben oder wenigstens in normaler Weise in ihrer Entwickelung weitergeschritten. Also es gab Mächte, welche ihren Genossen auf dem alten Monde weit vorangeschritten waren. Die Folge davon war, daß sich diese zwei Klassen von Mächten oder Dynamis trennten. Die Fortgeschritteneren, die zogen den Sonnenkörper heraus, und die mehr Zurückgebliebeneren bildeten den ihn umkreisenden Mond. Es war ein mächtiges Kampffeld, das da vorhanden war. Von der Zeit an, wo die Kyriotetes gewirkt haben zur Herstellung der alten Sonne bis hinein in die Zeit der Herstellung des alten Mondes, wo angetreten haben die Mächte oder Dynamis ihre Mission, da war ein mächtiges Kampffeld, ein gewaltiger Streit am Himmel. Zusammengezogen haben unsere gesamte Sonnensystem-Masse die Kyriotetes bis zum Markstein des Jupiter, zusammengezogen haben die Dynamis dann das ganze System bis zum Markstein des heutigen Mars. Zwischen diesen beiden planetarischen Marksteinen am Himmel liegt das große Kampffeld des Streites am Himmel mitten drinnen. Sehen Sie sich an dieses Schlachtfeld am Himmel! Erst das 19. Jahrhundert hat mit physischen Augen sozusagen wiederentdeckt die Verwüstungen, die angerichtet worden sind durch den Streit am Himmel. Zwischen Mars und Jupiter haben Sie das Heer der kleinen Planetoiden hineingesprengt (heute etwa 50’000 Stück bekannt). Das sind die Trümmer des Schlachtfeldes vom Streit am Himmel. [1]

In der Zwischenzeit zwischen der «Jupiter»- und «Marsentwickelung» wurde, wenn ich mich trivial ausdrücken darf, eine Anzahl von Wesenheiten aus der Sphäre der Mächte, der Dynamis abkommandiert; sie wurden so in den Entwickelungsgang hineingestellt, daß sie, statt die Entwickelung vorwärts zu führen, ihr Hemmnisse in den Weg rückten. Das ist es, was wir als den Streit am Himmel kennengelernt haben. Zum Wohle der Menschheit mußte man gewisse Mächte abkommandieren. Diese Mächte wurden zunächst nicht böse, man braucht sie nicht als böse Mächte aufzufassen, sondern man kann sogar sagen, daß sie sich geopfert haben, indem sie sich der Entwickelung hemmend in den Weg stellten. Diese Mächte kann man daher nennen die Götter der Hindernisse, im umfassendsten Sinne des Wortes. Aber sie waren die Erzeuger des Bösen; denn dadurch, daß sie Sturm liefen, dadurch entstand nach und nach das Böse. [2]

Bedenken Sie jetzt, daß solche Wesenheiten, wie die zur 2. Hierarchie gehörigen Mächte, Dynamis, gar nicht aus eigener Kraft die Möglichkeit gehabt hätten, böse zu werden – sie mußten abkommandiert werden. Und erst die Wesenheiten der 3. Hierarchie, und zwar erst diejenigen, die dem Menschen am nächsten stehen, die Angeloi, die konnten sozusagen folgen oder nicht folgen den hemmenden Mächten. Die da nicht folgten, finden wir immer wieder dargestellt in Bildern, welche versinnlichen sollen die Siege, die im Himmel erfochten werden; die zum Ausdruck bringen sollen, was damals während der Mondenentwickelung geschah, als der Mensch fortschritt bis zur Einverleibung des Astralleibes, das heißt bis zur Mensch-Tierheit. Da entrangen sich ja diejenigen Angeloiwesen, die sozusagen gut geblieben waren, diesem Mondenwerden, entstiegen dem, was da unten auf dem Monde war. Und dieses Bild steht in mancherlei Gestalten vor der Seele des Menschen. Es ist das, was ursprünglich bedeutet Michaels Streit mit dem Drachen. Dieses Bild sehen Sie auch im Bilde des Mithras-Stieres, und da besonders anschaulich. [3]

So sehen wir, daß in einer gewissen Beziehung erst dadurch, daß die(se) Dynamis abkommandiert wurden, dem Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, aus sich selbst heraus das Ziel zu erreichen, das selbst die höchsten Seraphim nicht aus sich selbst erreichen können. Das ist das Wesentliche. Sie können gar nicht anders handeln, die Seraphim, Cherubim, Throne, als unmittelbar den Impulsen folgen, die die Gottheit gibt. Die ganze 2. Hierarchie kann auch nicht anders handeln. Auch diese Mächte, die sozusagen sich in den Weg der Entwickelung warfen, konnten nicht anders als den Befehlen der Gottheit folgen. Die ersten, die die Möglichkeit hatten, böse zu werden, waren die Angeloi. So daß wir innerhalb der ganzen Stufenfolge der Hierarchien nur bei einem Teil der Angeloi und beim Menschen die Möglichkeit der Freiheit haben. Sozusagen mitten in der Reihe der Angeloi beginnt die Möglichkeit der Freiheit; im Menschen ist sie aber doch erst in der richtigen Weise ausgebildet. Als der Mensch die Erde betrat, hat er allerdings zunächst verfallen müssen der großen Gewalt der luziferischen Geister. Sie durchdrangen den Astralleib des Menschen mit ihren Kräften, und das Ich wurde dadurch einbezogen in diese Kräfte. Der Mensch ist nur dadurch bewahrt worden vor der Überwältigung durch die ihn herabziehenden Kräfte, daß (führende) Wesenheiten ihn überschattet haben, daß die Angeloi, die oben geblieben waren, und die Archangeloi oben, in besonderen Individuen sich verkörpert und ihn geführt haben. [4]

Zitate:

[1]  GA 110, Seite 88ff   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[2]  GA 110, Seite 162f   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[3]  GA 110, Seite 165   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[4]  GA 110, Seite 166f   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)

Quellen:

GA 110:  Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt. Tierkreis, Planeten, Kosmos (1909)