Strahlungen des Menschen

Unter den Wesenheiten, die einstmals die großen Lehrer der Menschheit waren (siehe: Urlehrer), die heute den Mond bewohnen, sind solche, die, ich möchte sagen, mit einer großen Erhabenheit auftreten, die die Vollendetsten derselben sind, die Besonnensten, die von innerlicher geistiger Größe Durchdrungenen. Von ihnen ist sehr viel zu lernen in bezug auf die Geheimnisse des Kosmos. Sie haben ein Wissen, das weit über das dem Menschen mit dem heutigen Bewußtsein mögliche Wissen hinausgeht. Aber sie können dieses Wissen nicht ausdrücken in abstrakten Gedanken. Ich möchte sagen, sie dichten einen an, wenn man in ihre Nähe kommt, sie drücken alles in poetischen Formen, in künstlerischen Bildern aus; sie zaubern vor einen hin in ihrer Art Großartigeres, als Homer geschrieben hat, als die alten indischen Dichtungen enthalten, die der Welt bekannt geworden sind. Aber es ist eine tiefe Weisheit in all dem enthalten, was diese Wesen vor einen hinzaubern. Nun sind aber unter diesen Wesen auch unvollkommenere, die nicht die Größe und Vollkommenheit ihrer Genossen erreicht haben, aber dennoch bis zu einem Punkte gekommen sind, schon dadurch, daß sie Schüler, auch wohl die Diener der anderen waren, die schon dazu gekommen sind, die Erde verlassen zu können, in der Mondensphäre zu leben, weiterzuwirken. Bei diesen Wesenheiten fällt einem sogleich auf – wenn ich mich trivial ausdrücken darf –, wenn man ihre Bekanntschaft macht, sie haben ein brennendes Interesse für irdische Angelegenheiten, aber sie interessieren sich dafür auf ganz andere Art. Sie müssen sich unter diesen Wesen, nicht gleich unsympathische, schreckliche Gestalten vorstellen. Sie sind durchaus, trotzdem sie unvollkommen sind gegenüber ihren Zeitgenossen, weit über das Maß desjenigen hinaus, was an Vornehmheit, an Gescheitheit, an Einsicht der heutige Erdenmensch erreichen kann mit dem gewöhnlichen Bewußtsein. Aber sie haben durchaus eben die Gewohnheiten ihrer Genossen, andere Gewohnheiten, andere Neigungen, als heute ein gewöhnlicher Erdenbewohner hat. [1] Und sie haben ja auch in der geistigen Welt, von der ich hier spreche, nun wiederum ihren Geistanhang; allerlei geistige Wesen, die auch nicht auf Erden sind, die niedriger sind als Erdenwesen, auch höher zuweilen, aber die nicht auf der Erde sind. Die leiten sie nicht an, sinnhaft das Irdische auszudrücken, sondern sie leiten sie an, die Schreibbewegungen zu machen. Für die Bewegungen, die gemacht werden interessieren sie sich ganz außerordentlich. Aber nun kam dazu, was da war von der Erde, und was geblieben ist, aber von dem Menschen dann weniger bemerkt worden war. Und da ist mancherlei, da ist also erstens, wenn ich das gleich dazu zähle, was ich eben auseinandergesetzt habe, dasjenige, was der Mensch an Bewegungen ausstrahlt. Also vom Menschen ausgestrahlte Bewegungen, das ist es, was da mit diesen Wesenheiten ganz besonders verhandelt werden kann. Nun ist das aber zunächst etwas, was noch nicht auf das eigentliche Gebiet dieser Wesenheiten leitet, denn es war eben zu ihrer Erdenzeit noch nicht da. Dagegen liegt schon etwas – im guten, nicht im schlechten Sinne – Menschenverachtendes darinnen, wenn sie von den geringen Anlagen der gegenwärtigen Menschen für die Erkenntnis dessen, was von dem Menschen an Ausdünstung, an Ausstrahlung des Flüssigen zustandekommt. Dafür haben sie ein ganz besonderes Verständnis; das beachtet der gegenwärtige Mensch nicht. Also Ausstrahlung des Flüssigen, Hautausstrahlung des Flüssigen, das ist es, was in dem Zeitalter dieser Wesenheiten ganz besonders wichtig und wesentlich war. Man lernte den Menschen erkennen an dem, was man später nicht beachtete, an dem, was er um sich herum dunstend verbreitete.

Das dritte, wofür diese Wesenheiten besonders empfänglich sind, ist die Hautausatmung, also das Luftförmige, das der Mensch aus sich herausstrahlt. Für alle diese Ausstrahlungen der physischen Natur, die aber durchaus einen halb geistigen Charakter gewinnen können, für alle diese Ausstrahlungen des Menschen, im Festen im Schreiben, im Flüssigen in der Hautausdünstung, im Luftförmigen in der Hautausatmung – der Mensch atmet ja durch die Haut auch fortwährend aus –, sind diese Wesenheiten besonders empfänglich. Dann viertens in der Wärmeausstrahlung. Alle diese Dinge, insofern sie auf Erden vorhanden sind, sind diesen Mondenwesen noch von ganz besonderer Wichtigkeit, und sie beurteilen den Menschen eben nach der Konfiguration seiner Bewegungen im Schreiben, nach der besonderen Art seiner Ausstrahlungen. Dann kommt dazu noch fünftens die Lichtausstrahlung, die durchaus auch vorhanden ist. Jeder Mensch ist nicht nur in seiner Aura, sondern auch in bezug auf den physischen Organismus und den Ätherorganismus leuchtend, lichtausstrahlend. Und diese Lichtausstrahlung, die so schwach ist, daß sie unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht gesehen werden kann, die aber zum Beispiel heute schon von Naturforschern wie Moriz Benedikt in besonders hergerichteter Dunkelkammer sichtbar gemacht wird. Dann gibt es eine sechste Ausstrahlung, das ist die Ausstrahlung chemischer Kräfte. Diese spielt in den seltenen Fällen eine Rolle, und zwar in den Fällen, wo die schwarze Magie angewendet wird. Wenn also Menschen sich ihrer chemischen Ausstrahlung bewußt werden und diese anwenden, dann kommt auf Erden die schwarze Magie zustande.

Eine siebente Art von Ausstrahlung ist direkt die unmittelbar geistige Lebensausstrahlung. Ebenso wie die schwarze Magie, in der fast immer die chemischen Ausstrahlungen entarten in unserer Zeit, ebenso wie die schwarze Magie etwas Verwerfliches, Böses ist, ebenso bedeutend ist die Ausstrahlung des Lebens. Denn diese Mondenwesen können ihrerseits, in gutem Sinne aber, denn sie sind keine schwarzen Magier – schwarze Magier sind unter Umständen diejenigen, die auf Erden das tun und in das Böse verfallen –, diese Mondenwesen können immer mit den Kräften, die in dieser chemischen Ausstrahlung liegen, rechnen und arbeiten. Aber nur dann wenn Vollmond ist, wenn der Mond von der Sonne beschienen wird und sie sich in das Gebiet des Sonnenscheins begeben können, dann können sie unter der Einwirkung des Sonnenlichtes mit den Lebensaus-strahlungen rechnen. Und diese Lebensausstrahlungen, sehen Sie, das sind diejenigen, die nun im Gegensatze zu allem Verwerflichen gerade als etwas Gutes in unser Zeitalter hereinkommen müssen; denn mit all den Impulsen, welche im Michael-Zeitalter gegeben werden sollen, soll nach und nach diese Beherrschung der Lebensausstrahlung, der vitalen Ausstrahlung verbunden sein. [2] Das soll hauptsächlich gelernt werden, nicht tot zu wirken mit dem, was aus der geistigen Welt kommt, sondern unmittelbar lebendig zu wirken mit dem, was aus der geistigen Welt kommt. Lebendige Ideen, lebendige Begriffe, lebendige Anschauungen, lebendige Empfindungen, nicht tote Theorien zu finden, das ist die Aufgabe des Zeitalters. Das kommt unmittelbar von den Gestalten, die mit dem Wesen, das wir als Michael bezeichnen, vereinigt sind. [3]

Zitate:

[1]  GA 243, Seite 144f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[2]  GA 243, Seite 146ff   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[3]  GA 243, Seite 149   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)

Quellen:

GA 243:  Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung (1924)