Siegel apokalyptische
► 2. Siegel

Das 2. Siegel stellt mit dem entsprechenden Zubehör, einen der ersten Ent-wickelungszustände der Erdenmenschheit dar. Diese Erdenmenschheit hat in ihren Urzeiten nämlich noch nicht das entwickelt gehabt, was man Individualseele nennt. Es war damals noch das vorhanden, was bei den Tieren noch jetzt sich findet: Gruppenseele. Wer durch imaginatives Hellsehen die alten menschlichen Gruppenseelen auf dem Astralplan verfolgen kann, der findet die vier Arten derselben, welche in den vier apokalyptischen Tieren des 2. Siegels dargestellt werden: den Löwen, den Stier, Adler, den Menschen. [1] In (ganz) ferner Zukunft wird sich der Mensch wiederum zum Zustand der Gruppenseele erheben, nur bewußt, in höherem Sinne. [2] Die Gestalt, die in der Mitte ist, war in der alten Einweihung nur als die 5. der Gruppenseelen angedeutet. Sie ist das, was in der Menschheit der alten Zeit erst in der Keimanlage vorhanden war und erst in der christlichen Einweihung herausgekommen ist als das, was man auch als Menschensohn bezeichnet, der die sieben Sterne beherrscht, wenn er völlig in seiner wahren Gestalt vor dem Menschen auftritt. [3]

Der Mensch war noch nicht dicht physisch da, als das Tier schon im Fleisch vorhanden war. Er war eine feine Luftwesenheit, selbst in den lemurischen Zeiten noch. Und er hat sich so herausgegliedert, daß sich das hellseherische Bild darstellt mit den vier Gruppenseelen. So kommt aus dem Dunkel des Devachan heraus der Mensch. Und das, was ihn an Kraft ausgebildet hat, das erscheint in einer Art Regenbogenbildung. Die mehr physischen Kräfte umgeben die ganze Bildung dieses Menschen wie ein Regenbogen. Auf dem Siegel haben Sie herauskommend

2. Siegelbild

aus dem unbestimmten Geistigen diese vier Gruppenseelen, den Regenbogen ringsherum und eine Zwölfzahl. Und das, wovon es umgeben ist, das symbolisierte man in alten Zeiten in dem Tierkreis, in den zwölf Zeichen des Tierkreises. Die Bewegung der Weltenkörper trat erst mit dem Saturn ein, und man faßte die Bahn, die angedeutet wird durch die 12 Zeichen des Tierkreises, als Anzeichen dafür auf. Und während ein Planet in einem solchen Sternbilde lief, sprach man von einer Weltenstunde. Zwölf Weltenstunden, Tagstunden zwölf und Nachtstunden zwölf! Einem jedem Weltenkörper, dem Saturn, der Sonne und dem Monde wird zugezählt eine Aufeinanderfolge von Weltenstunden, die sich zu Weltentagen gruppieren und zuletzt so, daß von diesen zwölf Zeiträumen sieben äußerlich wahrnehmbar sind und fünf mehr oder weniger äußerlich unwahrnehmbar verlaufen. Man unterscheidet daher sieben Saturnkreisläufe oder sieben große Saturntage und fünf große Saturnnächte. Sie können auch sagen, fünf Tage und sieben Nächte, denn der erste und letzte Tag sind Dämmerungstage. Man ist gewohnt, solche sieben Kreisläufe, sieben Weltentage «Manvantara» zu nennen und die fünf Weltennächte «Pralaya». Wenn man es ganz entsprechend unserer Zeitenzählung haben will, dann zählt man je zwei planetarische Zustände zusammen, also Saturn und Sonne, Mond und Erde. Dann erhält man je 24 Kreisläufe. Diese 24 Epochen denkt man sich geregelt durch Wesenheiten im Weltenall, die Ihnen in der Apokalypse als die 24 Ältesten angedeutet werden. Auf dem Siegelbild sind sie angedeutet als die Weltenuhr. Die einzelnen Ziffern der Uhr sind hier nur unterbrochen durch die Doppelkronen der Ältesten, um anzudeuten, daß das die Zeitenkönige sind, weil sie die Umläufe der Weltenkörper regeln. So sieht der Eingeweihte zunächst zurück in dieses Bild der Vorzeit. Nun aber müssen wir uns fragen: Warum sieht der Eingeweihte dieses Bild? – Weil in diesem Bilde symbolisch-astralisch dargestellt werden die Kräfte, die in seiner heutigen Gestalt den menschlichen Ätherleib und danach den physischen gebildet haben. [4]

In dem Moment, wo der Astralleib den Ätherleib berührt, um sich in ihm abzudrucken, da ist der Mensch von diesen Kräften, die ihn gebildet haben durchdrungen, er sieht da das Bild dieser Kräfte, die im zweiten Siegel symbolisiert sind. Was ihn erhält und zusammenhängend macht mit dem ganzen kosmischen Weltenall, das leuchtet auf in diesem Moment der Einweihung. Er sieht dasjenige, was die beiden Glieder seiner Wesenheit, den physischen und den Ätherleib, gebildet hat, was sie jede Nacht in ihrem Leben aufrecht erhält. Wie steht es nun mit dem, was während des Schlafes herausgerückt ist beim gewöhnlichen Menschen, wie steht es mit dem astralischen Leib und dem Ich? (Wenn) der Mensch sich bewußt wird der seelischen Eigenheiten, der seelisch-menschlichen Eigenschaften der astralischen Welt und der devachanischen Welt, aus der er eigentlich herausgeboren ist seiner Seele nach. Und es tritt daher zu diesem (dem 2. Siegel) Bilde ein noch höheres Symbolum, das die ganze Welt zu erfüllen scheint. Zu diesem Symbol der alten Einweihung tritt für den, der durch die Johannes-Einweihungsstufen geht, etwas hinzu, was am besten durch das 1. Siegel (siehe oben) dargestellt wird. [5]

Zitate:

[1]  GA 34, Seite 597   (Ausgabe 1960, 627 Seiten)
[2]  GA 284, Seite 67   (Ausgabe 1993, 208 Seiten)
[3]  GA 104, Seite 64   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[4]  GA 104, Seite 59uf   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[5]  GA 104, Seite 63f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)

Quellen:

GA 34:  Lucifer – Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den Zeitschriften «Luzifer» und «Lucifer – Gnosis» 1903 – 1908 (1903-1908)
GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 284:  Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß Pfingsten 1907 und seine Auswirkungen (1907)