Siegel apokalyptische
► 1. Siegel

Als eine hellseherische Erscheinung sieht (der Seher) den Priesterkönig mit goldenem Gürtel, mit Füßen, die aus (glühendem) Metallguß zu bestehen scheinen das Haupt bedeckt mit Haaren wie von weißer Wolle, aus dem Munde ein feuriges Schwert flammend und in der Hand die 7 Weltensterne: Saturn, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus. [1] Unter den körperlichen Organen und Ausdrucksformen des Menschen sind solche, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt die abwärtsgehenden Entwickelungsstufen früherer Formen darstellen, die also ihren Vollkommenheitsgrad bereits überschritten haben (– wie beispielsweise unser Ohr); andere aber stellen die Anfangsstufen der Entwickelung dar; sie sind jetzt gleichsam die Anlagen zu dem, was sie in der Zukunft werden. Ein Organ, das in der Zukunft etwas viel Höheres, Vollkommeneres sein wird, als es gegenwärtig ist, stellt das Sprachorgan dar. Indem man dieses ausspricht rührt man an ein großes Geheimnis des Daseins, das oftmals auch das «Mysterium des schaffenden Wortes» genannt wird. Es ist damit eine Hindeutung auf den Zukunftszustand dieses menschlichen Sprachorgans gegeben, das einmal, wenn der Mensch vergeistigt sein wird, geistiges Pro-duktions-, Zeugungsorgan wird. In den Mythen und Religionen wird diese geistige Produktion durch das sachgemäße Bild von dem aus dem Munde kommenden «Schwert» angedeutet. [2]

1. Siegelbild

Der Anfangszustand der Menschheit, als die Erde noch in einem Zustande der Glutflüssigkeit war, ist dargestellt dadurch, daß die Füße des Menschen auf dem Bild in einem feurigen Metallfluß sind, (und) der Zukunftszustand ist dargestellt durch das feurige Schwert, welches aus dem Munde des Menschen hervorgeht, (denn) später wird der Mensch Wärme und zuletzt Licht schaffen, so wie er jetzt seine Gedanken in Worten der Luft mitteilt. Ein solches Bild wirkt nicht bloß auf die Imagination , sondern auch auf den Willen des Menschen, wenn wir in dieser Weise den großen Kräften der Natur zuschauen. Denn dieselbe Kraft, die als Urkraft im Willen des Menschen lebt, lebt auch in der ganzen äußeren Welt. [3]

Zitate:

[1]  GA 104, Seite 64   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[2]  GA 34, Seite 596f   (Ausgabe 1960, 627 Seiten)
[3]  GA 98, Seite 52f   (Ausgabe 1983, 272 Seiten)

Quellen:

GA 34:  Lucifer – Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den Zeitschriften «Luzifer» und «Lucifer – Gnosis» 1903 – 1908 (1903-1908)
GA 98:  Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt (1907/1908)
GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)