Sehen

Der Sehprozeß verläuft im Ätherischen. [1] Mit dem übersinnlichen Ich sieht man. Der Nerv ist dazu da, daß etwas abgesondert wird. [2] Wenn man mit dem hellseherischen Bewußtsein die Sterne untersucht und nach dem Grunde ihres Leuchtens fragt, dann findet man, daß das, was da eigentlich vorhanden ist und von uns als Leuchten bezeichnet wird, eigentlich in der Wahrnehmungsfähigkeit, in der mehr oder weniger groben, wie es bei den Erdenmenschen ist, oder feiner gestalteten Wahrnehmungsfähigkeit von Wesen besteht. Und wenn irgendein Wesen auf Venus oder Mars auf die Erde herunterschauen würde, so würde dieses Wesen, wenn es die Erde leuchten sähe, sich sagen müssen: diese Erde leuchtet, nicht weil da die Sonnenstrahlen zurückgeworfen werden, sondern weil auf der Erde Menschen sind, die durch ihre Augen wahrnehmen. Dieser Vorgang des Sehens bedeutet nicht nur etwas für unser Bewußtsein, sondern es strahlt hinaus in den ganzen Weltenraum, und was die Menschen tun, indem sie sehen, ist das Licht des betreffenden Weltkörpers. So hat jedes unserer Sinnesorgane die Aufgabe, nicht nur das zu sein, was es für uns ist, sondern hat außerdem eine Weltaufgabe. Der Mensch ist durch seine sinnliche Wahrnehmung ein Weltenwesen. [3]

Zitate:

[1]  GA 312, Seite 275   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[2]  GA 352, Seite 61   (Ausgabe 1967, 196 Seiten)
[3]  GA 157, Seite 295f   (Ausgabe 1981, 320 Seiten)

Quellen:

GA 157:  Menschenschicksale und Völkerschicksale (1914/1915)
GA 312:  Geisteswissenschaft und Medizin (1920)
GA 352:  Natur und Mensch in geisteswissenschaftlicher Betrachtung (1924)