Schulung esoterische
► Seelenruhe

Die erste Bedingung zum Aufsteigen in die spirituellen Welten und zum Begreifen der Erkenntnisse aus den spirituellen Welten ist vollständige Ruhe, Stetigkeit, innere Ruhe der Seele. Diese Ruhe der Seele ist schwieriger herzustellen als man glauben könnte. Schweigen müssen, damit diese Ruhe der Seele hergestellt werden kann, vor allen Dingen alle Aufregungen, alle Besorgnisse, alle Kümmernisse und sogar die Interessen des äußeren Lebens während der Zeit, in welcher wir uns in die spirituelle Welt versetzen wollen. Es muß so sein, wie wenn wir an einem Punkte der Welt stehen würden und keinen Willen hätten, von diesem Punkte auch nur ein wenig wegzutreten, damit die Dinge der geistigen Welt an uns vorüberziehen können. Dabei aber müssen wir bedenken, daß wir in dem alltäglichen Leben auf dem physischen Plan von einem Dinge zum anderen gehen können, und die Dinge sind da. Das ist nicht so in der geistigen Welt. In der geistigen Welt müssen wir durch unser Denken, durch unser Vorstellen tatsächlich die Dinge erst an uns, an den ruhenden Punkt in uns herantragen. [1]

Jeder Mensch trägt neben seinem Alltagsmenschen in seinem Inneren noch einen höheren Menschen. Dieser höhere Mensch bleibt so lange verborgen, bis er geweckt wird. Und jeder kann diesen höheren Menschen nur selbst in sich erwecken. Solange aber dieser höhere Mensch nicht erweckt ist, so lange bleiben auch die in jedem Menschen schlummernden höheren Fähigkeiten verborgen, die zu übersinnlichen Erkenntnissen führen. [2]

Ruhe und Sicherheit wirken auch auf das ganze menschliche Wesen zurück. Der innere Mensch wächst dadurch. Und mit ihm wachsen jene inneren Fähigkeiten, welche zu den höheren Erkenntnissen führen. Denn durch seine in dieser Richtung gemachten Fortschritte gelangt der Geheimschüler allmählich dahin, daß er selbst bestimmt, wie die Eindrücke der Außenwelt auf ihn einwirken dürfen. Die Wogen des äußeren Lebens zwängen den inneren Menschen von allen Seiten ein, wenn der Mensch nicht dieses Leben beherrscht, sondern von ihm beherrscht wird. Dem inneren Menschen können keine äußeren Kräfte Raum schaffen. Das vermag nur die innere Ruhe, die er seiner Seele schafft. – In sich selbst muß der Geheimschüler einen neuen, einen höheren Menschen gebären. Dieser höhere Mensch wird dann der «innere Herrscher», der mit sicherer Hand die Verhältnisse des äußeren Menschen führt. Solange der äußere Mensch die Oberhand und Leitung hat, ist dieser «innere» sein Sklave und kann daher seine Kräfte nicht entfalten. [3]

Zitate:

[1]  GA 140, Seite 9f   (Ausgabe 1980, 374 Seiten)
[2]  GA 10, Seite 32   (Ausgabe 1961, 232 Seiten)
[3]  GA 10, Seite 34ff   (Ausgabe 1961, 232 Seiten)

Quellen:

GA 10:  Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (1904/1905)
GA 140:  Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Die lebendige Wechselwirkung zwischen Lebenden und Toten (1912/1913)