Saturnentwickelung

Alles Fragen nach dem «Woher» muß endigen bei den oben geschilderten Saturnzuständen. Denn man ist auf ein Gebiet gekommen, wo die Wesen und Vorgänge nicht mehr durch das sich rechtfertigen, aus dem sie entstammen, sondern durch sich selbst. [1] Wir sind durchaus, wenn wir uns auf den alten Saturn zurückversetzen, in dem Bereich der raumlosen Ewigkeit. Wenn also doch etwas gesagt wird, was uns ein Bild geben kann, so müssen wir uns klar sein, daß es ein Bild ist. [2] Es würde schwer sein, vor den Saturn zurückzugehen, weil nämlich erst beim Saturn etwas beginnt, ohne das wir gar nicht hinter den Saturn zurückgehen können. Mit dem Saturn beginnt nämlich erst das, was wir Zeit nennen. Vorher gab es andere Formen des Seins, das heißt, eigentlich können wir gar nicht von vorher sprechen, weil noch keine Zeit da war. Die Zeit hat auch einmal angefangen. Vor dem Saturn gab es keine Zeit, da gab es nur Ewigkeit, Dauer (siehe auch: Region der Dauer). Da war alles gleichzeitig. Daß die Vorgänge einander folgen, das trat erst mit dem Saturn ein. Da gibt es keinen Umlauf, da ist Dauer und Ruhe, wie man auch sagt im Okkultismus: Da ist selige Ruhe in der Dauer. Selige Ruhe in der Dauer ging dem Saturnzustand voran. [3]

Dieser Saturn ist sozusagen einstmals «aufgeleuchtet» im Weltenraum als die erste sich ankündigende Morgendämmerung unseres Planetendaseins. Das, was heute alle Wesen durchzieht als Wärme, was man im Okkultismus «Feuer» nennt, war seine Materie. Und wir können uns die Tatsache so vorstellen, daß um diesen Saturn herumstanden die Tierkreisbilder. Sie bekommen am leichtesten eine Vorstellung davon, wenn Sie sich diesen alten Saturn, ebenso wie unsere Erde von einem Tierkreis umgeben ist, umgeben denken von «Lichtstreifen». Und im Laufe der Erdentwickelung selber verdichteten sich die Lichtmassen zu den heutigen Sternenmassen des Tierkreises, so daß sich der Tierkreis, wenn wir ein abstrahierendes Wort gebrauchen wollen, herausdifferenziert hat aus den ursprünglichen Flammenstreifenmassen. Und woher ist diese Flammenstreifen-masse selbst entstanden? Sie ist entstanden aus dem alten planetarischen System, das unserem eigenen planetarischen System vorangegangen ist. Dem Saturn sind ja auch planetarische Entwickelungen vorangegangen in einer Zeit, die wir, wenn wir wirklich astronomisch-okkultistisch sprechen, gar nicht mehr als «Zeit» in unserem Sinne bezeichnen können, denn sie hatte einen etwas anderen Charakter als unsere «Zeit». Wir können in einer Analogie sagen, daß diejenigen Kräfte, die unserem Planetensystem in einem früheren planetarischen Dasein vorangegangen sind, sich in den Streifen aufgelöst haben, und nur aus einem geringen Teil der Materie ist im Inneren allmählich zusammengeballt worden dieser erste Morgendämmerungs-zustand der Erde, der alte Saturn, und aus dem Weltenall herunter «leuchteten» die Kräfte, die im Tierkreis waren. Der Okkultist sagt: Alles, was im Tierkreis vereinigt ist, steht im Zeichen der «Dauer», das, was im Planetendasein vereinigt ist, steht im Zeichen der «Zeit». [4] Dasjenige, was in einem planetarischen Dasein gewirkt hat, was (zu einer) Sonne geworden ist, steigt hinauf bis in himmlisches Dasein, bis zum Tierkreisdasein. Und wenn es bei diesem Tierkreisdasein angekommen ist, dann opfert es sich. So entstand schon der alte Saturn durch ein Opfer des Tierkreises. Die Kräfte, die die erste feine Saturnmasse zusammenballten, waren die Kräfte, die aus dem Tierkreis herniederströmten und die erste Keimanlage des physischen Menschen auf dem Saturn bewirkten. Und immer weiter ging das; denn Sie dürfen sich nicht vorstellen, daß das nur einmal geschieht! Es geschieht im Grunde genommen fortwährend. Und fortwährend «regnen» die Kräfte aus dem Tierkreis in das planetarische Dasein hinunter, und fortwährend steigen sie wieder auf; denn das, was selbst einstmals Tierkreis werden soll von uns, muß ja nach und nach wiederum hinaufsteigen. [5]

Die Ohren waren eigentlich ihrer Anlage nach schon vorgebildet, als der Mensch aus ganz anderen Welten zum Saturn herüberkam. Mit der Anlage zum Hören ist der Mensch schon in diese Evolutionskette eingetreten. Dieser physische Menschenleib war im Grunde genommen nur ein großes Ohr. Ganz Ohr war damals der Mensch, als er seine planetarische Entwickelung begann. Der Mensch unterschied sich als physischer Leib kaum von seiner Umgebung. Er tönte, und es tönte alles mit. [6]

Wie das Erdendasein eine unendliche Fülle von Einzelheiten bietet, so ist es ganz selbstverständlich, daß wir auch für das Saturndasein eine unendliche Fülle von Einzelheiten zu verzeichnen haben, und daß immer nur (vergleichsweise) eine ganz grobe Kohlezeichnung, eine Art Umriß, gegeben werden kann. [7]

Also im Umkreis des alten Saturn denken wir uns waltend Throne, Cherubim, Seraphim, und diese eigentlich sind uns zunächst im geistigen Sinn der Tierkreis. Und nun denken Sie sich einmal, Sie wollten sozusagen die Richtung bezeichnen, in der gewisse Throne, Cherubim, Seraphim sich befinden. Da ist nicht etwa einer wie der andere, sie sind nicht wie 12 vollständig gleiche Soldaten, sondern es unterscheidet sich einer von dem anderen sehr erheblich; sie sind alle individualisiert. Wir haben es also mit geistigen Wesenheiten zu tun, wenn wir von dem Tierkreis sprechen. [8]

Der Chor der Seraphim, Cherubim, Throne wirkt zusammen, und zwar so, daß die Throne einen Kern begründen, die Cherubim lassen von diesem Kern ausströmen ihr eigenes lichtvolles Wesen. Die Seraphim hüllen das Ganze in einen Begeisterungsmantel, der weithin in den Weltenraum strahlt. In der Mitte die Throne, im Umkreis die Cherubim, in dem, was im Äußersten ist, die Seraphim. Das sind Wesenheiten, die ineinanderschweben, -tun, -denken, -wollen, die ineinanderfühlen. Und wenn ein Wesen, das die entsprechende Empfindungsfähigkeit gehabt hätte, nunmehr den Weg durch den Raum genommen hätte, wenn ein solches Wesen in den Bereich dieses Wirkens der ersten Hierarchie gekommen wäre, so hätte es Wärme in verschiedener Differenzierung, an verschiedenen Stellen Wärme gefühlt, da höhere Wärme, dort tiefere Wärme. Alles aber seelisch-geistig, aber so, daß das seelische Erlebnis auch zu gleicher Zeit in unseren Sinnen ein physisches Erlebnis ist. Solch eine Zusammenbauung von Wesenheiten der ersten Hierarchie ist einmal im Weltenall entstanden, und das bildete das saturnische Dasein. Die Wärme ist bloß der Ausdruck dafür, daß diese Wesenheiten da sind. Die Wärme ist nur die Offenbarung der Seraphim, Cherubim, Throne. [9]

Dem Wärmezustand des Saturn gehen Offenbarungen voran, die nur für den übersinnlich Wahrnehmenden vorhanden sein können (da nicht vorstell- und vergleichbar). Drei solcher Zustände können genannt werden: rein seelische Wärme, die nicht äußerlich wahrnehmbar ist; rein geistiges Licht, das äußerlich Finsternis ist; und endlich geistig Wesenhaftes, das in sich selbst vollendet ist und keines äußeren Wesens bedarf, um seiner bewußt zu werden. Reine innere Wärme begleitet das Erscheinen der Geister der Bewegung, Dynamis; reines geistiges Licht dasjenige der Geister der Weisheit, Kyriotetes, reines Innenwesen ist verbunden mit der ersten Ausströmung der Geister des Willens, der Throne. Mit dem Erscheinen der Saturnwärme tritt also unsere Entwickelung aus dem Innenleben, aus der reinen Geistigkeit zuerst in ein äußerlich sich offenbarendes Dasein. [10]

Nun wollen wir uns einmal fragen: wo sind denn nun, nachdem wir gesehen haben, daß die erste Hierarchie im Umkreis des Saturn ist, die Wesenheiten dieser zweiten Hierarchie? Wo haben wir die Kyriotetes, die Dynamis, die Exusiai zu suchen? Wir haben sie innerhalb des alten Saturn zu suchen. Wenn die Throne sozusagen gerade bis an die Grenze heranreichen, so haben wir innerhalb des alten Saturn, in seiner Masse drinnen die Herrschaften (Kyriotetes), Mächte (Dynamis) und Gewalten (Exusiai). Sie sind innerhalb der Saturnsubstanz wirkende Wesenheiten. [11] Es erscheint die ganze Saturnentwickelung als eine Bearbeitung dessen, was aus den Geistern des Willens, den Thronen ausgeströmt ist, durch die Geister der Weisheit, der Bewegung, der Form. Diese geistigen Wesenheiten machen dabei selbst eine Entwickelung durch. [12]

Es gibt nur ein einziges, womit sich einigermaßen das alte Saturnfeuer heute vergleichen läßt, und das ist das Feuer, das als Wärme Ihr eigenes Blut durchströmt. In diesem, man möchte sagen lebendigen Feuer, in dieser Wärme, die zu gleicher Zeit das Belebende in Ihnen ist, haben Sie etwas, was Sie vergleichen können mit der Substanz, aus der der alte Saturn einzig und allein bestanden hat, während das, was heute physisches Feuer ist, schon ein Abkömmling, ein spätes Produkt ist des alten Saturnfeuers, und diese Form, wie Sie sie draußen im Raume sehen mit physischen Augen, eigentlich erst auf der Erde entstanden ist. Nur noch unsere Blutwärme erinnert uns physisch an das, was während der physischen Entwickelungszeit auf dem alten Saturn vorhanden war. [13] Diese uralte Saturnmetamorphose der Erde ist ja so vorzustellen, daß in ihr noch alles das enthalten ist, was überhaupt zu unserem Planetensystem gehört. Die einzelnen Planeten unseres Planetensystems vom Saturn bis herein zum Mond sind damals noch im alten Saturn – der nur aus Wärmeäther bestand – aufgelöste Weltenkörper. Also der Saturn, der noch nicht einmal die Luftdichtigkeit erlangt hat, sondern eben Wärmeäther ist, der enthält ebenfalls ätherisch aufgelöst alles das, was sich später selbständig gestaltet, individualisiert in den einzelnen Planeten. [14]

Auf dem alten Saturn war alles in einer Art mineralischen Zustandes. Das, was dort als erste Anlage vom Menschen vorhanden war, was überhaupt die gesamte Masse des alten Saturn ausmachte, war in einer Art mineralischen Zustandes. Dabei dürfen Sie (aber) nicht an die mineralische Form von heute denken, denn der alte Saturn war nur ineinanderwebende Wärme. Aber die Gesetze, welche in diesem Wärmeplaneten herrschten, das also, was da die Differenzierung bewirkte, was das Ineinanderweben organisierte, das waren die gleichen Gesetze, die heute in dem dichten, in dem festen Mineralreich herrschen. Wenn wir also sagen, der alte Saturn und auch der Mensch waren im mineralischen Zustande, dann müssen wir uns dessen bewußt sein, daß es nicht ein mineralischer Zustand wie der heutige war, mit festen Formen, sondern ein Zustand innerhalb der webenden Wärme, aber mit mineralischen Gesetzen. [15]

Nun war aber auf dem Saturn nicht so etwas vorhanden wie ein heutiger physischer Menschenleib. Als der Saturn am dichtesten war, war er folgendermaßen: Wenn ich hier spreche, bringe ich die Luft in Schwingung. Könnte ich die Luft in Bewegung bringen, ohne zu sprechen, brauchten Sie meine Worte nicht zu hören, könnten Sie die Schwingungen meiner Worte sehen – die ganz bestimmten Luftbewegungen –, so würden Sie Abbilder meiner Worte sehen. Denken Sie sich nun einmal, Sie könnten die Luftwellen in einem Moment ganz erstarren lassen: dann würden meine Worte herunterfallen. Sie würden auf der Erde etwas wie Austernschalen haben, und Sie könnten in der festgewordenen Luft die Formen meiner Worte sehen. Was heute ein Kristall ist, ist festgewordene wallende Materie vom Saturn. Ebenso ist es mit den Pflanzen und mit den Tieren, die auf dem Saturn als Schwingungen der leichten, feinen (ätherischen) Saturnmaterie existiert haben. Genau so war es, wie wenn von höheren Geistern alle Wesen in die Saturnmaterie hineingesprochen worden wären, wie ich hier die Schwingungen in die Luft hineinspreche. Die schöpferischen Geister des Saturn brachten die Saturnmaterie in innere Schwingungen, welche die Vorboten für die späteren Pflanzen, Tier- und Menschenleiber waren. Das ist der Anfang unserer Evolution «Im Anfang war das Wort». Das Wort durchtönte die Saturnmaterie, und alle Wesen waren in Schwingungen in dieser Saturnmaterie. Materie ist innerlich nach den Gesetzen der Tonschwingungen gestaltet und gegliedert. Nach und nach sind aus diesen Schwingungen heraus jene festen Körper geworden. [16]

Im Saturn war alles schon im Keime darinnen, was heute unserem ganzen Sonnensystem angehört. Denken Sie sich also einen Weltenkörper, der heute die Sonne zu seinem Mittelpunkt hätte und hinausreichen würde so, daß der heutige Saturn noch drinnen wäre, dann würden Sie diesen, unser heutiges Sonnensystem an Größe übertreffenden alten Saturn erst richtig in der Vorstellung haben. Man könnte ihn sogar vergleichen, zwar nicht vollständig, doch annähernd, mit dem gesamten Kant-Laplace’schen Welten-Urnebel, woraus nach der Ansicht vieler moderner Menschen unser Sonnensystem sich herausgebildet hat. Doch stimmt der Vergleich nicht vollständig, da die meisten sich eine Art von Gas als Ausgangspunkt unseres Sonnensystems denken, während wir gesehen haben, daß es nicht ein Gas-, sondern ein Wärmeleib war. Ein Riesenwärmeleib, das ist der alte Saturn, umgeben von einem Reigen geistiger Wesenheiten, die außerordentlich erhabener Natur sind. Man nennt sie im Sinne der christlichen Esoterik Throne, Cherubim, Seraphim. Es sind die dhyanischen Wesenheiten der östlichen Lehre. [17]

Zunächst handelt es sich darum, zu verstehen, daß das Vollkommenste die längste Entwickelung hinter sich hat. Das vollkommenste Wesen ist nun der Mensch, und zunächst der physische Menschenleib. Alle Wesen, die sonst um uns herum sind, sind unvollkommener als der physische Menschenleib, der die längste Zeit brauchte, um sich zu entwickeln. Daher finden wir, wenn wir geistig schauend zurückblicken, die ersten Anlagen dazu schon im Saturnzustand vorhanden. Sie haben noch alle die Organe in sich, die damals gebildet worden sind als das Vollkommenste unseres physischen Körpers; das sind die Sinnesorgane, die Apparate, die man rein physikalisch begreifen kann, die zunächst damals in der Anlage entstanden sind. Zwar dürfen Sie sich nicht vorstellen, daß das Auge schon damals so vorhanden war, wie es heute ist. Aber die erste Anlage zum Auge, zum Ohr, zu allen Sinnesorganen und zu allen sonst rein physikalischen Apparaten am Menschen ist auf dem Saturn entstanden. Nur jene Wirkungen gab es auf dem Saturn, die heute noch in dem Mineralreich herauskommen. Als physikalische Apparate waren die ersten Anlagen zum Menschenleib vorhanden. Wie der Smaragd, Glimmer und so weiter durch physikalische Gesetze entstehen und sich ausbilden als Würfel, Hexaeder und so weiter, so bildeten sich apparatartige Gestalten aus, die so auf dem Saturnkörper vorhanden waren wie heute die Kristalle im Erdkörper. Und die Wirkungsweise der Saturnoberfläche war wesentlich die einer Art Spiegelung in den Weltenraum hinein. Die Wesen, die den Saturn umgaben, die im Weltenraum zerstreut sind, warfen ihre Wirkungen hinunter. Namentlich war damals auch stark ausgebildet, was man das Weltenaroma nennt. Ein Gefühl für das, was damals auf dem Saturn geschah, können Sie heute nur noch bei einigen Erscheinungen bekommen: wenn Sie in der Natur draußen ein Echo hören, würden Sie in dem Ton des Echos etwas haben, was auf dem Saturn hinausgeströmt wurde von den Eindrücken her, die auf ihn gewirkt hatten. Diese Apparate, die solche Bilder zurückwarfen in den Weltenraum, sind die erste Anlage zu dem, was sich später zum Beispiel als Auge ausgebildet hat. Was Sie heute im Leibe tragen, war damals ein physisches Reich des Saturn, das in mannigfaltiger Weise das ganze Weltbild zurückwarf in den Raum. Mythen und Sagen haben diese Erscheinung viel klarer erhalten, als man ahnt. So hat zum Beispiel die griechische Mythe, die noch entlehnt ist aus den Eleusinischen Mysterien, etwas bewahrt in dem Bilde des Zusammenwirkens von Kronos (der griechische Saturn) und Rhea, wobei nur eine große Verschiebung der Tatsachen vorgekommen ist durch die Art, wie damals die Weltenzusammenhänge gedacht waren. Es wird uns da gesagt, daß Kronos seinen Strahl hinunterwirft und er ihm in der mannigfaltigsten Weise wieder zurückkommt; daher jenes Bild: er verschlingt seine Kinder. [18]

Wenn Sie heute alles von sich entfernen könnten außer Ihrer Blutwärme, dann würden Sie jene ersten Anlagen des Menschen wieder vor sich haben. Der Saturn bestand dazumal aus lauter Menschenanlagen, die so zusammengeballt waren, wie die kleinen Beerchen einer Brombeere eine größere bilden: ebenso war die Saturnmasse eine große Beere, aus lauter Beerchen zusammengesetzt, die Menschen(anlagen) waren. [19]

Der Keim zum physischen Menschenkörper wird während des ersten Saturnkreislaufes durch die Geister des Willens, Throne gelegt; und es hat in jener Zeit dieser Keim das dumpfe Saturnbewußtsein. Auf diesen ersten kleinen Saturnkreislauf folgen dann noch 6 andere. Der Mensch erlangt innerhalb dieser Kreisläufe keinen höheren Bewußtseinsgrad. Aber der Stoffleib, den er erhalten hat, wird weiter ausgearbeitet. Die Kyriotetes bringen ihre eigene Entwickelung während des 2. Saturnkreislaufes um ein Stück vorwärts und bearbeiten den Menschenleib dabei zugleich so, daß diesem eine «weisheitsvolle Einrichtung», ein vernünftiger Bau eingepflanzt wird. Genauer betrachtet, beginnt diese ihre Arbeit am Menschen schon bald nach der Mitte des 1. Kreislaufes und ist ungefähr um die Mitte des 2. abgeschlossen. Mit dem Fortgang ihrer eigenen Entwickelung verbinden die Geister der Bewegung, die Dynamis, von der Mitte des zweiten Saturnkreislaufes ab die weitere Ausarbeitung des menschlichen Stoffleibes, dem sie die Fähigkeit der Bewegung, der krafterfüllten Wirksamkeit einpflanzen. Diese Arbeit erreicht um die Mitte des 3. Saturnkreislaufes ihr Ende. Nach diesem Punkt setzt die Arbeit der Geister der Form, der Exusiai ein. Durch ihre Arbeit erlangt der menschliche Stoffleib, der vorher eine Art beweglicher Wolke war, eine begrenzte, plastische Form. Diese Tätigkeit der Formgeister ist um die Mitte des 4. Saturnkreislaufes vollendet. Dann folgt die Tätigkeit der Geister der Persönlichkeit, der Archai. Ihnen kommt auf dieser Stufe ein Bewußtsein zu, das dem gegenwärtigen menschlichen Erdenbewußtsein ähnlich ist. Sie bewohnen den geformten menschlichen Stoffleib als «Seelen» in einer ähnlichen Art, wie heute die Menschenseele ihren Leib bewohnt. Sie pflanzen dem Leib eine Art von Sinnesorganen ein, welche der Keim sind zu den Sinnesorganen, die sich später während der Erdentwickelung am Menschenkörper entwickeln. Die Archai können die Bilder der Sinneskeime durch ihre eigene Seele so bearbeiten, daß sie mit ihrer Hilfe äußere Gegenstände so wahrnehmen können, wie dies der Mensch während seiner Erdentwickelung tut. Indem sie so am Menschenleibe arbeiten machen die Geister der Persönlichkeit ihre eigene «Menschheitsstufe» durch. Diese Geister pflanzen also dem Menschenleib die Selbstheit, den Egoismus, ein. Da sie auf dem Saturn selbst erst auf ihrer Menschheitsstufe angelangt sind, bleiben sie noch lange mit der Menschheitsentwickelung verbunden. Sie haben also auch in folgenden Kreisläufen noch wichtige Arbeit am Menschen zu leisten. Und diese Arbeit wirkt immer im Sinne der Einimpfung der Selbstheit. Ihren Wirkungen sind ebenso die Ausartungen der Selbstheit in Selbstsucht zuzuschreiben, wie sie anderseits die Urheber aller Selbständigkeit des Menschen sind.

Die Arbeit dieser Geister wird um die Mitte des 5. Saturnkreislaufes abgelöst von derjenigen der Archangeloi, welche auf dieser Stufe noch ein dumpfes Bilderbewußtsein haben, gleich dem Mondenbewußtsein des Menschen. Sie erreichen die Stufe der Menschheit erst auf dem nächsten Planeten, der Sonne. Ihre Arbeit ist daher hier noch in einem gewissen Grade unbewußt, traumhaft. Durch sie aber wird die Tätigkeit der «Sinneskeime» aus dem vorigen Kreislauf belebt. Die von diesen Feuergeistern (Archangeloi) erzeugten Lichtbilder scheinen durch die Sinneskeime nach außen. Der Menschenvorfahr wird dadurch zu einer Art leuchtender Wesenheit erhoben. Während das Saturnleben sonst dunkel ist, leuchtet jetzt der Mensch aus der allgemeinen Finsternis auf. Durch die Leuchtquellen der Menschenvorfahren strahlen die Seraphim etwas von ihrer Wesenheit auf den Planeten nieder. Ohne daß für sie selbst eine Notwendigkeit vorläge, strahlen sie jetzt durch «freien Willen» etwas von ihrer Natur aus. Die christliche Geheimlehre spricht hier von der Offenbarung der Seraphim, der Geister der Alliebe. Dieser Zustand dauert bis zur Mitte des 6. Saturnkreislaufes.

Darnach setzte die Arbeit jener Wesen ein, welche auf dieser Stufe ein dumpfes Bewußtsein haben, wie es dem Menschen gegenwärtig im tiefen, traumlosen Schlafe zukommt. Diese Angeloi entwickeln nun in dem herangewachsenen Menschenvorfahren eine Art Verstand, dessen er sich aber bei seinem dumpfen Bewußtsein noch nicht selbst bedienen kann. Durch die Menschenleiber lassen jetzt die Geister den Verstand über den Planeten fließen, welche die christliche Geheimlehre Cherubim nennt. Um die Mitte des 7. Saturnkreislaufes setzt eine neue Tätigkeit ein. Jetzt ist nämlich der Mensch so weit, daß er an seinem eigenen Stoffleib unbewußt arbeiten kann. Durch diese seine eigene Tätigkeit schafft der Mensch in der völligen Dumpfheit des Saturndaseins die erste Keimanlage zum eigentlichen Geistesmenschen, dem Atma. Es ist das höchste Glied der sogenannten Monade des Menschen. Für sich selbst wäre es auf dieser Stufe ganz dumpf und unbewußt. Aber wie die Seraphim und Cherubim durch ihren freien Willen sich in den beiden vorhergehenden Menschenstufen offenbaren, so jetzt die Throne, jene Wesen, die ganz im Anfange des Saturndaseins den Menschenleib aus ihrer eigenen Wesenheit ausstrahlen ließen. Die Keimanlage des Geistesmenschen, Atma wird ganz von der Kraft dieser Geister des Willens durchdrungen und behält diese Kraft dann durch alle folgenden Entwickelungsstufen. Diese Arbeit ist am Ende des Saturnlebens noch nicht abgeschlossen; sie setzt sich in den ersten Sonnenkreislauf hinein fort. Die Arbeit der höheren Geister fällt nicht mit Anfang und Ende eines kleinen Kreislaufes (siehe: Runden) zusammen, sondern sie geht von der Mitte des einen bis zur Mitte des nächsten. Und ihre größte Tätigkeit entfaltet sie gerade in den Ruhepausen zwischen den Kreisläufen. [20]

Im fünften Kreislauf könnte der Planetengeist des Saturn nicht in der charakterisierten Art als Seele wirken, wenn er innerhalb des Saturnkörpers verbliebe. Denn dieser läßt solches durch seine Beschaffenheit nicht zu. Der Saturngeist muß daher aus dem Saturnleibe heraustreten und von außen auf den letzteren wirken. Es findet also in diesem Kreislauf eine Trennung des Saturn in zwei Weltenkörper statt. Von diesen ist allerdings die eine, die herausgetretene, als Saturnseele zu bezeichnen. Sie ist gleichsam die prophetische Vorherverkündigung der nächsten planetarischen Verkörperung: der Sonne. So wird während seines fünften, sechsten und siebenten Kreislaufes der Saturn von einer Art Sonne umkreist, wie gegenwärtig die Erde von ihrem Monde.

Ein Ähnliches muß im sechsten Kreislauf für die Archangeloi eintreten. Sie verlassen die Saturnmasse und umkreisen sie als ein neuer Planet, den man in der Geheimwissenschaft als Jupiter bezeichnet. Und im siebenten Kreislauf geschieht ein Ähnliches mit Bezug auf die Engel, Angeloi. Sie ziehen ihre Masse aus derjenigen des Saturn heraus und umkreisen diesen als selbständiger Planet. Man nennt diesen in der Geheimwissenschaft Mars. – Das sind Vorgänge, wie sie sich ähnlich aber schon während der vorhergehenden Saturnkreisläufe abgespielt haben. Im dritten Kreislauf leiteten die Gewalten, Exusiai die seelische Entwicklung. Während des vierten verließen sie den Planeten und umkreisten ihn als helleuchtender selbständiger Planet der in der Geheimwissenschaft den Namen Merkur führt. Im dritten Kreislauf war dasselbe mit den Mächten, Dynamis geschehen, die sich als Planet Venus verselbständigten. [21]

Überhaupt ist eine feste Grenze zwischen den Wirksamkeiten der einzelnen Wesensgruppen nicht. Wenn gesagt wird: erst wirkten die Geister des Willens, dann die Geister der Weisheit und so weiter, so ist nicht gemeint, daß sie nur da wirken. Sie wirken die ganze Saturnentwickelung hindurch, in den angegebenen Perioden ist ihr Wirken nur am besten zu beobachten. Die einzelnen Wesen haben da gleichsam die Führerschaft. So erscheint die ganze Saturnentwickelung als eine Bearbeitung dessen, was aus den Geistern des Willens, der Throne ausgeströmt ist, durch die Kyriotetes, der Dynamis, der Exusiai und so weiter. Diese geistigen Wesenheiten machen dabei selbst eine Entwickelung durch. Die Frucht dieser Tätigkeit erhöht die Fähigkeiten ihres eigenen Wesens. Die Folge davon ist, daß für sie nach so vollbrachter Tätigkeit etwas Ähnliches eintritt wie für den Menschen mit dem Schlafe. Ihren Tätigkeitsperioden in bezug auf den Saturn folgen solche, in denen sie gewissermaßen in anderen Welten leben. Dann ist ihre Tätigkeit vom Saturn abgewandt. Deshalb sieht das hellseherische Wahrnehmen in der geschilderten Saturnentwickelung ein Auf- und Absteigen. Das Aufsteigen dauert bis zur Herausbildung des Wärmezustandes. Dann beginnt mit dem Lichtspiel bereits ein Abfluten. Und wenn dann die Menschenphantome durch die Geister des Willens Gestalt angenommen haben, dann haben sich die geistigen Wesen auch nach und nach zurückgezogen: die Saturnentwickelung erstirbt in sich. [22]

Zitate:

[1]  GA 13, Seite 171   (Ausgabe 1962, 444 Seiten)
[2]  GA 132, Seite 24   (Ausgabe 1979, 102 Seiten)
[3]  GA 104, Seite 60f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[4]  GA 102, Seite 33ff   (Ausgabe 1974, 238 Seiten)
[5]  GA 102, Seite 35   (Ausgabe 1974, 238 Seiten)
[6]  GA 96, Seite 126   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[7]  GA 132, Seite 9   (Ausgabe 1979, 102 Seiten)
[8]  GA 110, Seite 127f   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[9]  GA 233a, Seite 14ff   (Ausgabe 1980, 176 Seiten)
[10]  GA 13, Seite 169f   (Ausgabe 1962, 444 Seiten)
[11]  GA 110, Seite 83   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[12]  GA 13, Seite 172   (Ausgabe 1962, 444 Seiten)
[13]  GA 113, Seite 74   (Ausgabe 1982, 228 Seiten)
[14]  GA 230, Seite 63   (Ausgabe 1985, 218 Seiten)
[15]  GA 122, Seite 63   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[16]  GA 96, Seite 242f   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[17]  GA 110, Seite 77f   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[18]  GA 100, Seite 110f   (Ausgabe 1981, 276 Seiten)
[19]  GA 102, Seite 65   (Ausgabe 1974, 238 Seiten)
[20]  GA 11, Seite 163uf   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[21]  GA 89, Seite 47   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[22]  GA 13, Seite 171f   (Ausgabe 1962, 444 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 13:  Die Geheimwissenschaft im Umriß (1910)
GA 89:  Bewußtsein – Leben – Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie (1903-1906)
GA 96:  Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Christliche Esoterik im Lichte neuer Geist-Erkenntnis (1906/1907)
GA 100:  Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis. Theosophie und Rosenkreuzertum – Das Johannes-Evangelium (1907)
GA 102:  Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen (1908)
GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 110:  Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt. Tierkreis, Planeten, Kosmos (1909)
GA 113:  Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi (1909)
GA 122:  Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte. Das Sechstagewerk im 1. Buch Moses (1910)
GA 132:  Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen (1911)
GA 230:  Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes (1923)
GA 233a:  Mysterienstätten des Mittelalters. Rosenkreuzertum und modernes Einweihungsprinzip - Das Osterfest als ein Stück Mysteriengeschichte der Menschheit (1924)