Positivität

Man kommt immer mehr und mehr darauf, wenn man geistig innerlich die Welt und ihr Geschehen verfolgt, daß dasjenige, was die einzelnen Standpunkte als Positives zu sagen haben, ein Berechtigtes ist, daß sie unberechtigt erst werden, wenn sie Negatives sagen wollen. [1] (Siehe auch: Schulung). Durch das Experimentieren wird man von der Wirklichkeit weggetrieben; durch das Betrachten desjenigen, was man heute pathologisch nennt, was Goethe so schön die Mißbildungen nannte, wird man gerade hingebracht in die Wirklichkeit. Aber man muß sich einen Sinn aneignen für diese Betrachtung. Man darf nicht abgestoßen werden von solcher Betrachtung. Das ist die Schule des Interesses für den anderen Menschen. Aber das Interesse am anderen Menschen ist es überhaupt, was die Menschheit sozial vorwärts bringen kann in der nächsten Zeit, während die Menschheit sozial zurückgebracht wird durch das Gegenteil der Positivität, durch das von oben herein Enthusiasmiert- oder Abgestoßensein von dem anderen Menschen. [2]

Zitate:

[1]  GA 209, Seite 134   (Ausgabe 1982, 200 Seiten)
[2]  GA 185, Seite 98   (Ausgabe 1982, 254 Seiten)

Quellen:

GA 185:  Geschichtliche Symptomatologie (1918)
GA 209:  Nordische und mitteleuropäische Geistimpulse. Das Fest der Erscheinung Christi (1921)