Schlaf des Geistesforschers

Während der Zeit, wo er sonst schläft, erlebt er dann die übersinnliche Welt. Worin besteht sonst der Schlaf? Der physische Leib liegt im Bette und der Astralleib lebt in der übersinnlichen Welt. In dieser übersinnlichen Welt gehen Sie «spazieren». In der Regel kann der Mensch mit heutiger Disposition sich nicht weit vom Körper entfernen. Wenn man nun durch Regeln, die die Geisteswissenschaft gibt, für diesen während des Schlafes herumziehenden Astralleib Organe entwickelt hat, wie der physische Leib Organe hat, so fängt er an, während des Schlafes sich bewußt zu werden. [1] Wir können zu solchen Zuständen kommen, die für das gewöhnliche menschliche Leben ganz gleich sind dem Schlafzustande, die aber kein Schlaf sind, weil sie von Bewußtsein durchdrungen sind. Dann sehen wir, wenn wir so hoch hinaufgekommen sind, nicht die physische Welt. Allerdings sehen wir noch die Welt der Lichtluft, die Welt der Töne, die Welt der Weltenharmonie, die Welt des Kampfes der guten und der bösen Wesenheiten. Aber diese Welt, die wir da sehen, ist, man möchte sagen, noch grundverschiedener von allem, was in der physischen Welt besteht. Es ist eine Welt, welche daher noch schwieriger zu beschreiben ist als diejenige Welt, die man antrifft, wenn man in die Region des Traumbewußtseins kommt (siehe: Astralplan). [2] Wie man in der Außenwelt denken kann über eine Blume oder über einen sonstigen Gegenstand, der eben zunächst einfach da ist, so kann man denken über die Wahrheiten, wenn man sie in sich selbst angetroffen hat, wenn sie in einem selbst einem entgegentreten. Wie man in der Außenwelt erst urteilen kann, nachdem man die Wahrnehmung eines Gegenstandes vollzogen hat, so findet man auch solche Wahrheiten in sich objektiv, und dann erst studiert man sie in sich selbst. Man studiert sie in sich selbst, wie man äußere Tatsachen studiert. Es ist in der Tat das Kommen zu Forschungsergebnissen auf diesem Gebiete ein Hineinschauen in eine Seelenregion, in der man vorher auch gelebt hat, in die man nur nicht mit dem Bewußtsein hineingeschaut hat. [3] Im gewöhnlichen Leben ist der Mensch so wenig geeignet zum Erleben dieser Welt, daß sein Bewußtsein ausgelöscht wird jede Nacht. Dazu gelangt er nur, wenn er imstande ist, wirklich aus sich einen Doppelmenschen zu machen. Und derjenige Mensch, der vergessen kann, der ausschalten kann zunächst alles, was ihn interessiert in dieser physischen Welt, der kann dann in diese andere, höhere Welt eindringen. Die mittlere Welt, die Welt, in der auch die Träume gewoben werden, sie ist gleichsam gemischt aus den beiden anderen Welten. In sie ragen sowohl Elemente der höheren Welt, die der Mensch sonst verschläft, als auch die Elemente des Alltagsbewußtseins. [4]

Zitate:

[1]  GA 54, Seite 221   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)
[2]  GA 146, Seite 71   (Ausgabe 1962, 163 Seiten)
[3]  GA 146, Seite 74   (Ausgabe 1962, 163 Seiten)
[4]  GA 246, Seite 76   (Ausgabe 0, 0 Seiten)

Quellen:

GA 246:  ??. ?? ()
GA 54:  Die Welträtsel und die Anthroposophie (1905/1906)
GA 146:  Die okkulten Grundlagen der Bhagavad Gita (1913)