Nirmanakaya

Der Mensch stirbt, bald nach dem Tode löst sich der Ätherleib los, ein Extrakt bleibt zurück. Der Mensch geht durch Kamaloka, da löst sich die unverarbeitete Schale los; das, was verarbeitet ist, geht im Ich durch alle Ewigkeit, es wird zurückgebracht zur neuen Inkarnation. Je vollkommener der Mensch ist, desto weniger werden diese Reste sein, die er in der astralischen Welt zurückläßt, bis er zuletzt so weit ist, daß nichts mehr von seinem Astralleib in Kamaloka zurückbleibt, bis es soweit ist, daß er sozusagen niemandem auf der Erde durch die Reste, die er im Kamaloka zurückläßt, schädlich werden kann. Ein solcher Mensch hat, dann auch die Möglichkeit, in die geistigen Welten hineinzuschauen. Denn es ist ja nicht möglich, diesen Zustand zu erreichen, ohne eben bis zu einem gewissen Grade der Hellsichtigkeit im Astralen gekommen zu sein. Der ganze Astralleib ist dann vergeistigt, ist eben Geistselbst, Manas geworden, der ganze Astralleib wird mitgenommen, in die ganze Folgezeit. Und in dem Augenblick, in dem der Astralleib so weit ist, daß er ganz durchgearbeitet ist (siehe auch: Katharsis), da drückt sich die ganze neue Form des Astralleibes, des Geistselbstes, Manas, in den Ätherleib hinein, so daß dann der Ätherleib ein Abdruck ist dieses also umgearbeiteten Astralleibes. Er braucht noch nicht selber ganz umgearbeitet zu sein. Sie sehen, wir haben damit geschildert eine besonders hohe Wesenheit, die im eminentesten Sinn weit gekommen ist dadurch, daß sie das ganze Geistselbst entwickelt hat. Diese Wesenheit wird nun in der östlichen Wissenschaft Nirmanakaya genannt, denn es hat sein Astralleib, sein astralischer Kaya (Leib) die Stufe erreicht, wo er keine Überreste hinterläßt. Das ist ein Nirmanakaya. [1]

Sichtbar nur für die Höchstentwickelten unserer Zeit sind noch höhere Wesen, die sich nur noch selten in der Astralwelt aufhalten, weil sie ihre Heimat in noch höheren Gebieten, auf noch höheren Stufen der geistigen Welt haben. Die Wesen, welche hierher gehören, sind nur für Hochentwickelte sichtbar. Auch diese Wesen können auf das verzichten, was als höchste Aufgabe unseres irdischen Daseins zu verstehen ist, sie können verzichten auf das «Nirvana». Eine solche Wesenheit kann verzichten auf das Nirwana, sie kann zurückkehren in die irdische Welt, in die sie selbst gar nicht zurückzukehren brauchte, um den Menschen zu helfen. Solche Wesen nennt man Nirmanakayas. Sie sind in der Lage, aus der geistigen Welt herabzusteigen in die astrale und in die physische Welt, und um da einen «Angriffspunkt» zu haben nehmen sie einen Astralkörper an. Sie tun das, um den Menschen zu helfen. Das sind die Nirmanakayas, welche wir in der astralen Welt antreffen können, wenn auch selten. [2]

Ein Ätherleib, der erworben wird durch verschiedene Inkarnationen, kann aufbewahrt bleiben als ein einzelner; ein sich verteilender gibt Kopien, Abdrücke. Einen Ätherleib, der sich als einzelner erhält, kann man Nirmanakaya, und einen solchen Ätherleib, der hervorgeht aus Teilung, Dharmakaya nennen. [3]

Ein Bodhisattva wird in einer ganz bestimmten Verkörperung ein Buddha. Damit hatte auch jene Individualität (des Gautama Buddha) eine solche Entwicke-lungsstufe erlangt, daß sie nun nicht mehr brauchte in einem physischen Leib (der die anderen Leiber zusammenhält) auf der Erde verkörpert zu werden. Buddha verkörperte sich dann nicht mehr in einem irdisch-fleischlichen Leibe, sondern nur noch in dem, als unterste körperlich-leibliche Wesenheit, was wir Ätherleib nennen. Ein solcher ätherischer Leib aber, in dem sich eine Individualität wie der Buddha verkörpert ist nicht eine geschlossene Raumeinheit. Er ist eine Vielheit von nicht zusammenhängenden Gliedern. [4] Dieses System von Wesenheiten wird in den höheren Welten durch das Ich der betreffenden zugrundeliegenden Individualität zusammengehalten, ähnlich wie in uns die Fähigkeiten des Denkens, Fühlens und Wollens. [5] In einem solchen Fall, wie bei der «Verkörperung» des Buddha in späteren Zeiten, haben wir einen solchen ätherischen Leib, der aus nicht zusammenhängenden Wesen besteht. Bei den gewöhnlichen Menschen ist es auch nur das Prinzip des physischen Leibes, welches den ätherischen Leib zusammenhält. Wenn ein solcher Bodhisattva-Buddha im ätherischen Leib verkörpert wieder erscheint, so erscheint er dann, wenn er sichtbar wird, als eine Vielheit, als eine Schar von Wesenheiten. Von dieser Schar von Wesenheiten erzählt der Schreiber des Lukas-Evangeliums, wenn er von den Engeln spricht, die den Hirten auf dem Felde erschienen. Dieser ätherische Leib, den man den Nirmanakaya des Buddha nennt, der schwebte über dem nazarenischen Jesuskinde. [6]

Der Nirmanakaya des Buddha, der das Jesuskind von der Geburt an überstrahlte, wurde eins mit dem, was sich von diesem Kinde bei der Geschlechtsreife als seine jugendliche astralische Mutterhülle loslöste; das nahm er auf, vereinigte sich damit und dadurch verjüngte er sich. Und durch diese Verjüngung war es möglich, daß dasjenige, was er früher der Welt gegeben hatte, jetzt wiedererscheinen konnte in dem Jesuskinde wie in einer kindlichen Einfalt. Damals redete der zwölfjährige Jesus im Tempel deshalb so, daß seine Umgebung überrascht war, weil ihn umschwebte der Nirmanakaya des Buddha, aufgefrischt wie aus einem Jungbrunnen von der astralischen Mutterhülle des Knaben. [7] (Siehe auch: Franz von Assisi).

Zitate:

[1]  GA 110, Seite 150   (Ausgabe 1981, 198 Seiten)
[2]  GA 88, Seite 67   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)
[3]  GA 109, Seite 287   (Ausgabe 1979, 304 Seiten)
[4]  GA 117, Seite 17f   (Ausgabe 1966, 227 Seiten)
[5]  GA 117, Seite 13   (Ausgabe 1966, 227 Seiten)
[6]  GA 117, Seite 18   (Ausgabe 1966, 227 Seiten)
[7]  GA 114, Seite 82   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)

Quellen:

GA 88:  Über die astrale Welt und das Devachan (1903-1904)
GA 109:  Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen. Ein Aspekt der geistigen Führung der Menschheit (1909)
GA 110:  Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt. Tierkreis, Planeten, Kosmos (1909)
GA 114:  Das Lukas-Evangelium (1909)
GA 117:  Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien (1909)