Newton

Für das Zeitalter des Kopernikus war überhaupt noch nicht das Bewußtsein verloren, daß die Menschenseele in dem Geistig-Seelischen des Weltalls begründet ist. Und selbst bei Newton sehen wir noch, wie er, trotzdem er durch die Aufstellung des Anziehungs- und Gravitationsgesetzes die Kräfte des äußeren Weltalls als mechanische erklärt zu haben glaubt, das Geistig-Seelische des Menschen so fest in dem Geistig-Seelischen des Weltalls gegründet glaubt, daß er, der Entdecker des Gravitationsgesetzes, zugleich ein Ausleger, ein Kommentator der Apokalypse wurde. [1] Mit Newton und seiner Zeit beginnt der ausschließliche Einfluß der Engländer auf die Naturwissenschaften und damit zugleich der Einfluß jener Richtung, welche die Naturwissenschaft ganz ohne Bezug auf eine Totalauffassung der Dinge behandelt, jener Richtung, für welche Naturlehre und religiöses Bedürfnis beziehungslos nebeneinander herlaufen und die keinen Ausgleich der beiden sucht. Und gerade aus diesem Grunde ist es möglich, daß die kirchliche Orthodoxie neben einer völlig materialistischen Naturan-schauung bestehen konnnte. [2]

Zitate:

[1]  GA 61, Seite 367f   (Ausgabe 1962, 536 Seiten)
[2]  GA 1d, Seite 273 Anm6   (Ausgabe 1921, 2640 Seiten)

Quellen:

GA 1d:  J.W. GOETHE: Naturwissenschaftliche Schriften. Band IV (1897)
GA 61:  Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung (1911/1912)