Pflanze

Wenn man den Blick hinrichtet zur Pflanze, wenn man sie hervorsprießen sieht aus der Erde, die Seele so stimmen, daß sie das Gefühl hat: Was da als Grünes hervorsprießt, es nimmt seinen Ausgang von einem so komplizierten kleinen Wesen, dem Samen, daß dieses kleine Wesen – von gewissen Gesichtspunkten aus – ein Abbild der ganzen Erde ist, daß bei dem, was ich da emporsprießen sehe vom Blatt zur Blüte, von der Blüte zur Frucht, das ganze Weltenall mitwirkt. Wenn ich ein grünes Pflanzenblatt am Stengel mir ansehe, so wird mir bewußt: In diesem Blatt, so wie es sich ansetzt, wie es grünt, wird von der Sonnenwirkung umspielt, was zuerst eingeschlossen war in der kleinen Erde, was entrissen worden ist der Erde, bis die Sonnenwirkungen es ergriffen haben. Dann lassen die Sonnenwirkungen ihr aber zurück ihre Schwingungsimpulse, nachdem sie unmöglich gemacht haben, daß sich das, was in der kleinen Erde war, ausbreitet, wenn es sich wiederum zusammenziehen muß. Wir sehen gewissermaßen in der aufsprießenden, sich entfaltenden Pflanze ein Bild gewisser Wirkungen des ganzen großen Kosmos. Wir müssen das, was sich unseren Sinnen darbietet, in dieser Weise als etwas betrachten, das uns in jedem Punkte Geheimnisse enthüllt, die den ganzen Kosmos durchwallen und durchweben. [1]

Die Pflanze ist eingespannt zwischen Erde und Sonne. Von unten her wirkt die Schwere auf sie, von oben her das Licht. Dieses Licht strömt vom Weltall auf die Erde hernieder, wird von der Erde aufgenommen und in ihr bewahrt. Zugleich mit dem Licht zieht die Wärme in die Erde hinein. Dieses Einströmen findet während des Sommers und Herbstes statt. Während des Winters ruhen dann Licht und Wärme in der Erde. Im Frühling befreit sich das Licht und pulsiert elastisch zum Weltall zurück. Dabei bewirkt es das Wachstum der Pflanzen. Von der während des Winters in der Erde bewahrten Wärme weiß der Mensch heute nicht viel. Nur der Landmann benutzt sie, zum Beispiel wenn er seine Kartoffeln einmietet. – So strömt das Licht elastisch hinauf – hinunter, hinauf – hinunter. In diesem Pulsieren lebt die Pflanze darinnen. Daher kann sie sich wohl in der Vertikalen bewegen: sie kann wachsen und schrumpfen. Aber sie kann sich nicht von ihrem Orte fort in der Horizontalen bewegen. Tier und Mensch sind dagegen frei beweglich in der Horizontalen. Diese Befreiung vom Erdenorte gibt ihnen das Atmen. [2]

Zitate:

[1]  GA 174b, Seite 120   (Ausgabe 1974, 398 Seiten)
[2]  GA 266/3, Seite 474   (Ausgabe 0, 0 Seiten)

Quellen:

GA 174b:  Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges (1914-1921)
GA 266/3:  Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band III (1913, 1914; 1920 – 1923) (1913-1923)