Monade – geisteswissenschaftlich

Von der Mitte des 6. Sonnenlaufes (siehe: Sonne alte) an ist der Mensch selbst so weit, daß er unbewußt an seinem physischen Leib arbeiten kann. Er löst in dieser Beziehung nunmehr die Söhne des Zwielichtes (die Angeloi) ab. Durch diese Tätigkeit schafft er in Dumpfheit die erste Keimanlage des lebendigen Geistwesens, die man Lebensgeist, Buddhi nennt. Erst auf späteren Stufen seiner Entwickelung wird er sich diesen Lebensgeist auch zum Bewußtsein bringen. Wie vom 7. Saturnkreislauf an die Throne ihre Kraft freiwillig in die dort gebildete Geistesmenschenanlage (Atma) ergossen, so jetzt die Cherubim ihre Weisheit, die fortan durch alle folgenden Entwickelungsstufen dem Lebensgeiste des Menschen erhalten bleibt.

Von der Mitte des 7. Sonnenlaufes an tritt auch wieder der schon auf dem Saturn veranlagte Keim des Geistesmenschen, Atma hervor. Er verbindet sich mit dem Lebensgeist, Buddhi, und es entsteht die belebte Monade (Atma-Buddhi). [1]

Während sich auf dem Monde einerseits nur die niedere Wesenheit des Menschen, physischer, Äther- und Astralleib, ausbildete, ist andererseits die obere Trinität (Atma, Buddhi, Manas) gehegt und gepflegt worden. Diese war auch herangereift, nachdem auf dem alten Saturn Atma, auf der alten Sonne Buddhi, auf dem alten Monde Manas veranlagt wurden. Diese konnten sich dann auf der Erde weiterentwickeln. Was vom physischen, Äther- und Astralleib herüberkam vom alten Monde auf die Erde, das sind die grotesken Tiere, in die sich das Atma-Buddhi-Manas nach und nach einhüllen konnte.

Der Prozeß vor der lemurischen Zeit ist ein vorbereitender. Der Menschenleib wird so ausgearbeitet, daß sich das Atma-Buddhi-Manas hineinsenken kann. Dieses hat sich mit Kama-Masse umgeben. Denken wir uns nun eine schleimige, gallertartige Wesenheit, die sich aus dem, was von dem Monde gekommen ist, herausringt. Das ist eine physische Grundlage. Außerdem ist vorhanden Atma-Buddhi-Manas und ein Astralleib, den diese um sich herum organisiert haben. Diese Prinzipien bearbeiten nun die gallertartige Masse von außen, bis sie von dieser Masse von innen heraus Besitz ergreifen können. Das Geistige durchdringt schließlich das Physische. Jetzt haben sich eigentlich zwei verschiedenartige Wesenheiten vereinigt. In dem Augenblick, als das Gehirn gebildet ist, gehen sie ineinander auf. Dadurch kamen nun auch Geburt und Tod in die Erdentwickelung. Früher hatten die Menschen den physischen Leib selbst aufgebaut; später wird es wiederum so sein. Weil sich aber zwei Wesenheiten vereinigt haben, die nun (nur) annähernd zusammenpassen, haben wir Geburt und Tod, und jeder Zeitraum zwischen Geburt und Tod ist ein fortwährender Versuch, diese zwei verschiedenen Wesenheiten einander besser anzugleichen. Bis in die Mitte der 6. Wurzelrasse wird das fortdauern, bis dieser rhythmische Zustand erreicht ist und das eine Wesen dem anderen ganz angepaßt sein wird. Und Karma ist nichts anderes als das Maß des Ausgleiches, zu dem es der Mensch schon gebracht hat. In einer jeden Inkarnation erreicht man einen bestimmten Grad der Anpassung. Man muß nach jeder Inkarnation wieder zum Devachan aufsteigen, um zu überschauen, was man noch zu tun hat. Erst wenn der Ausgleich erreicht ist, ist Karma überwunden und der Mensch kann etwas Neues, die wahre Weisheit, Buddhi, aufnehmen; die muß bis dahin gehegt und gepflegt werden. [2]

Wir wissen, daß wir zunächst in drei Welten leben, in der physischen, astralen und der mentalen Welt, und daß unser Dasein wechselt zwischen diesen drei Welten. In uns haben wir einen Wesenskern, den wir die Monade nennen. Diesen Wesenskern erhalten wir uns durch die drei Welten hindurch. Er lebt in der physischen Welt in uns, aber auch in der astralischen Welt (siehe: Astralplan) und devachanischen Welt lebt er in uns. Der innere Wesenskern ist da nur immer mit einem verschiedenen Gewande umkleidet. Ohne Sinne und Wahrnehmung würde der Mensch auch in der physischen Welt nicht bewußt leben. Wäre der Mensch heute gleichmäßig in allen drei Welten bewußt, dann gäbe es keinen Tod, dann gäbe es nur Verwandlung. Dann würde der Mensch aus einer Welt in die andere bewußt hinübergehen. Nun ist es so, daß der Mensch erst nach und nach sich die Kontinuität des Bewußtseins in diesen drei Welten erwirbt. Er empfindet es als eine Verdunkelung seines Bewußtseins, wenn er aus der physischen in die anderen Welten (zum Beispiel im Schlafe) hineingeht. Er wird sich erst wieder klar bewußt, wenn er in die physische Welt zurückkehrt.

Wir müssen den Menschen durchaus als eine Zweiheit, als aus zwei Wesen zusammengesetzt, erkennen: aus der Monade und der Umkleidung der Monade. Beide haben verschiedene Entwickelungsstadien durchgemacht, beide sind nach und nach erst dazugekommen, sich vereinigen zu können. Bei der Betrachtung des physisch-astralischen Menschen werden wir in sehr ferne Zeiten zurückgewiesen, wo er nur als ein astrales Urbild, als eine astrale Form vorhanden war. Er war eine viel umfassendere Wesenheit. Diesen einstigen Astralleib kann man sich so vorstellen, daß die Erde damals wie ein großer Astralball war, zusammengesetzt aus den astralen Menschen. Alle Naturkräfte und Wesenheiten, die uns heute umgeben, waren damals noch im Menschen darinnen; der Mensch lebte aufgelöst im astralen Dasein. Alle Pflanzen, Tiere und so weiter, die tierischen Instinkte und Leidenschaften lebten damals noch im astralischen Menschen. Was heute der Löwe, was die sämtlichen Säugetiere in sich haben, war damals mit dem Astralkörper des Menschen durch und durch vermischt. Die astrale Erde war aus lauter astralen Menschenkörpern zusammengesetzt wie eine große Brombeerkugel und eingeschlossen in eine geistige Atmosphäre, in der devachanische Wesenheiten lebten. Diese Atmosphäre – Astralluft könnte man sie nennen –, die die damalige astrale Erde umgab, war aus einer etwas dünneren Substanz als der Astralkörper des Menschen. In dieser Astralluft lebten geistige Wesenheiten, niedere und höhere, unter anderem auch die menschlichen Monaden, ganz abgetrennt von dem menschlichen Astralkörper. Die Monaden konnten sich nicht verbinden mit dem Astralkörper, denn die Astralkörper der Menschen waren damals noch zu wild. Die Instinkte und Leidenschaften mußten erst aus demselben herausgesetzt werden. So entstand durch Ausscheidung gewisser Substanzen und Kräfte, die der Astralkörper hatte, der menschliche Astralleib allmählich in einer reineren Form. Die Ausscheidungen aber blieben gesonderte astrale Gebilde, Wesenheiten mit noch viel dichterem Astralleib, mit wilderen Einzelinstinkten, Trieben, Leidenschaften. Jetzt waren also zwei (Arten) Astralköper da: ein weniger wilder menschlicher Astralkörper und ein sehr dichter wilder Astralkörper. Halten wir diese beiden streng auseinander: den menschlichen Astralkörper und alles das, was da um ihn herum lebte. Daraus entstanden als sie bis zur physischen Dichtigkeit kamen – die anderen Reiche: das Tier-, das Pflanzen- und das Mineralreich. Gewisse ausgeschiedene Instinkte und Kräfte traten durch diesen Verdichtungsprozeß als die verschiedenen Tierklassen hervor. [3]

Dadurch, daß der Astralkörper immer feiner geworden ist, hat er sich der feinen Astralmaterie um ihn herum angenähert. In der oberen Region haben sich unterdessen die entgegengesetzten Entwickelungsvorgänge vollzogen. Die Monade ist von oben, aus den höchsten Devachanregionen bis in die Astralregion heruntergestiegen und hat sich bei diesem Abstieg verdichtet. Da kommen sich die beiden Teile entgegen. Von der einen Seite steigt der Mensch herauf bis in den Astralkörper, von der anderen Seite begegnet ihm die Monade auf ihrem Abstieg in der astralischen Welt. Das war in der lemurischen Zeit. Da konnten sich beide befruchten. Die Monade hat sich umkleidet mit devachanischer Materie, dann mit der astralen Luftmaterie. Von unten herauf haben wir die physische Materie, dann Äthermaterie, dann wieder Astralmaterie. So befruchten sich die beiden Astralmaterien und verschmelzen miteinander. Das was von oben kommt, hat die Monade in sich. Wie in ein Bett bettet sie sich in die Astralmaterie ein. So findet das Herabsteigen der Seele statt. Aber damit das geschehe, muß die Monade einen Durst nach Kenntnisnahme der unteren Regionen entwickeln. Die unteren Regionen kann man als Monade nur kennenlernen, wenn man sich in dem Menschenkörper inkarniert und durch ihn in die Umgebung hinausschaut. Jetzt ist der Mensch viergliedrig: Er hat erstens einen physischen Körper, zweitens einen Ätherleib, drittens einen Astralleib und drinnen das Ich, die Monade. [4] Vom Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns, im Menschen ist, die Monade. [5]

Zitate:

[1]  GA 11, Seite 179   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[2]  GA 93a, Seite 58f   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[3]  GA 93a, Seite 168ff   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[4]  GA 93a, Seite 172   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[5]  GA 93a, Seite 125   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)